„Mit dem Goldenen Schnitt wird das Teilungsverhältnis einer Strecke oder anderen Größe bezeichnet, bei dem das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil entspricht.“ Hört sich kompliziert an? Ist es aber gar nicht! Im Prinzip handelt es sich stark vereinfacht gesagt um ein Seiten-Verhältnis, das im 19. Jahrhundert populär wurde. Es soll beim Betrachter das Gefühl von Symmetrie und Harmonie auslösen und galt damals als Weltformel für Schönheit und Ästhetik. Im täglichen Leben begegnet es uns häufiger als uns bewusst ist – und das wird uns am Anfang der Ausstellung gezeigt.
Zum Auftakt der Ausstellung werden wir mit diversen Beispielen sanft an das Thema herangeführt. Viele Gegenstände laden zum Erforschen ein mit dem verblüffenden Ergebnis: Sowohl Gegenstände aus der Natur wie eine Ananas oder ein Schmetterling als auch künstlerische Meisterwerke wie Da Vincis Mona Lisa oder Raffaels Die Schule von Athen, sie alle entsprechen dem Goldenen Schnitt. Um das besser nachvollziehen zu können, wurden auf den Gemälden der Goldene Schnitt wie eine Schablone eingezeichnet.
Und wäre es nicht toll, eine eigene Schablone zu haben, mit dem man alle beliebigen Sachen analysieren könnte? Genau das wird ermöglicht! Bevor es weiter mit der Ausstellung geht, kann man sich selber die Unterteilung des Goldenen Schnitts auf eine Klarsichtfolie aufmalen und dann anhand der Schablone viele Sachen des eigenen Lebens überprüfen. Das ist eine tolle Idee, denn schon fingen wir an, mit der Folie in der Hand nicht nur die Gegenstände der Ausstellung zu überprüfen, sondern auch später zu Hause die eigene Wohnung zu untersuchen.
Nach der Theorie geht es nun mit der Praxis weiter. Vielfältige Beispiele zeigen den Einsatz des Goldenen Schnitts, von der Architektur über die Fotografie bis zur Gestaltung und dem Produkt-Design. Dabei gibt es viele Bilder zu begutachten, ein Modell der Berliner St.-Canisius-Kirche, den WM-Fußball „Telstar“ und ein Bilde eines mit einem goldenen Messer im Goldenen Schnitt zerteiltes Toastbrot. Es wird sogar multi-medial: Wer es sich traut eine VR-Brille aufzusetzen, kann in eine nach den Grundsätzen des Goldenen Schnitts gebaute Wohnung eintauchen. Ein wenig gruselig, aber auch hochinteressant ist der Einsatz des Goldenen Schnitts im Zusammenhang mit Schönheitsidealen. Anhand einer Simulation wird gezeigt, wie ein menschliches Gesicht mit Hilfe des Goldenen Schnitts „verschönert“ wird – inklusive der Vorher-Nachher-Bilder.
Ob der Goldene Schnitt nun wirklich das Wundermittel für Ästhetik ist, kann bei der Ausstellung des Museums für Kommunikation nicht geklärt werden. Allerdings ist es schon verblüffend, wie häufig man ihm unbewusst ausgeliefert ist. Wer sich für Gestaltung, Fotografie und Architektur interessiert kann hier einiges sehen und lernen. Übrigens zücke ich auch nach der Ausstellung immer wieder mal meine Schablone und gucke mir Gegenstände genauer an.
Letzter Update des Artikels 11. Dezember 2018 19:36
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