Aber da „schön“ ja ein Wort ist, das durchaus subjektiv wahrgenommen werden kann, führen wir den Gedanken mal etwas näher aus.
Bevor wir übrigens den Weg in den Pauly Saal fanden, liefen wir 2 x daran vorbei und begaben wir uns auf einen Irrweg durch Berliner Hinterhöfe. Zwar hängen große Fahnen am Gebäude, die auch das Logo des Pauly Saals enthalten, aber irgendwie schien das für uns unsichtbar zu sein. Google Maps zeigte uns bei Eingabe der Adresse auch nur das Museum „The Kennedys“ an, dass das ein und das selbe Gebäude ist, war uns irgendwie nicht sofort klar. Aber gut, letztlich fanden wir den Eingang oder vielleicht fand der Eingang auch uns.. who knows.
Als wir unsere Aufmerksamkeit irgendwann weg vom Interieur hin zur Menükarte lenken konnten um Vor- und Hauptspeise auszuwählen, sah ich sofort meine liebsten Jakobsmuscheln auf der Karte. Keine Ahnung warum die kleinen weißen Fischbällchen es mir so angetan haben, aber stehen sie auf der Karte, liegen sie häufig kurze Zeit später auch vor mir auf dem Teller. Zumindest in einer solchen Location. Leicht angebraten und mit tollen Röstaromen bildeten sie zusammen mit dem Mouse vom Hokkaido-Kürbis und den eingelegte Kürbisstückchen eine tolle Komposition. Die kleinen Cracker und die Kürbiskerne fügten dem Gericht noch eine knusprige Komponente hinzu. Träumchen.
Vorspeise Nummero 2 war ein Feldsalat mit geraspelter Birne und Blauschimmelkäse. Die Birne ist durchaus recht süß, wird aber dank des Dressings, das eine leichte Schärfe mitbringt, ebenfalls gut abgerundet. Noch ein Träumchen.
Next: Der Hauptgang. Wir nahmen das Tagesgericht, das an dem Tag ein Steinbeißer an Artischocken war. Der Fisch war so wunderschön – schon der Anblick verriet, dass das Fleisch den perfekten Garpunkt hatte und sich noch leicht glasig, bissfest und ohne Gräten an die in Tempurateig ummantelten Artischocken legte. Die Olivencreme, der Schaum und der Spinat sorgten zusätzlich dafür, dass den Geschmacksknospen nicht langweilig werden konnte.
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Die Erdartischocken mit den Hokkaidokürbis-Cannelloni mit kandiertem Ingwer und schwarzem Trüffel wurden als kleine Türmchen serviert, sodass man sich die ersten Sekunden fragte, wie soll man das jetzt stilvoll in den Mund befördern? Ich entschied mich für die Variante Türmchen zerstören und auf der Gabel in Eigenregie neu aufbauen. Funktionierte auch, irgendwie. Zumindest geschmacklich. Was mich am meisten flashte, waren die Cannelloni, die zusammen mit der Kürbiscreme und den Trüffeln serviert wurden.
Nicht nur das Essen als solches bildete eine Einheit, auch das Ambiente war beeindruckend. Das Restaurant, das ursprünglich eine Mädchenschule war, ist so gemütlich eingerichtet. Die Sitzmöbel sind größtenteils Sitzecken, eine Art 2-Sitzer oder Sessel, die alle mit einem dunkelgrünen Stoffüberzug bespannt sind, der zwar robust wirkt, sich aber recht weich anfühlt. Derjenige, der den Raum mal eingerichtet hat, hatte als Ausgangspunkt nur die alten Gemäuer, denn die sind auch heute noch sichtbar erhalten geblieben. Der ganze Rest fügt und integriert sich perfekt – das einzige, das ein klitzekleines bißchen, wirklich nur minimal hervorsticht, ist die Rakete über der offenen Küche.
Fazit
Am liebsten würde ich dort wohnen, dann bekäme ich immer so tolles Essen und könnte über die 3,20 m hohen Altbauwände Berliner Wohnungen nur müde lächeln, denn so groß sind hier allein die Lampen, die von der Decke hängen. Aber ernsthaft: Der Pauly Saal ist ein etwas anderes Sterne Restaurant, das sich aber vor den klassischen Varianten keinesfalls verstecken muss. Ganz im Gegenteil.
Eine Übersicht mit allen Sterne-Restaurants in Berlin findet ihr hier.
Adresse und Öffnungszeiten vom Pauly Saal:
Pauly Saal
Auguststraße 11-13
10117 Berlin
Mi-Sa: ab 19.00 Uhr
Letzter Update des Artikels 6. August 2022 9:27
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