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Lost Places: Das Chirurgie-Krankenhaus in Beelitz Heilstätten

Eigentlich bin ich kein großer Freund von morbiden Themen. Weder faszinieren mich Totenköpfe, Friedhöfe oder alles andere, was mit Vergänglichkeit und Tod in irgendeiner Form in Verbindung steht. Einzige Ausnahme bilden verlassene Orte oder sogenannte Lost Places. Orte, die von Menschen aufgebaut und genutzt wurden, aber durch jahrelangen Leerstand verfallen sind. Gerade historische oder gar denkmalgeschützte Orte haben für mich etwas Magisches. Beim Begehen dieser Plätze macht mein Gehirn ständig Zeitsprünge zwischen dem, was ich in der Realität sehe und der Vergangenheit, die sich mein Kopf ausmalt.

Ein in ganz Europa bekannter Ort sind die Beelitz Heilstätten. Von Berlin aus braucht man mit dem Zug etwa 45 Minuten, bevor man in eine andere Welt eintritt.

Das Chirurgie-Krankenhaus der Beelitz Heilstätten

Durch Hörensagen verband ich mit den Heilstätten immer etwas arg unheimliches. Nach außen hin getarnt als Krankenhaus, eigentlich aber ein Ort für heimliche Menschenexperimente. Unterstützt wird diese grausige Vorstellung durch die herunter gekommenen Häuser, in denen Fliesen und alte Krankenhausapparaturen als letzte Indizien übrig blieben.

Bei unserer Führung durch die Chirurgieabteilung wurde ich aber eines Besseren belehrt. Die Heilstätten in Beelitz sind eine riesige Anlage mit, für damalige Zeiten, hochmoderner Ausstattung. Vor allem Tuberkulose-Patienten wurden hier behandelt, mit dem Ziel sie wieder in die Arbeit zu bringen. Die Rückführungsquote, so erklärt man uns, ist die Zahl, die die horrenden Baukosten rechtfertigen sollten. Und es glückte. Mit verschiedenen Therapieansätzen und Operationen gelang es eine etwa 85%ige Überlebenschance zu erzielen.

Wissenswertes zu den Beelitz Heilstätten

  • Im Gegensatz zu heute, wählte man bewusst teure Baustoffe aus, weil man sich nicht nach wenigen Jahren mit lästigen Reparaturarbeiten beschäftigen wollte. Könnten sich heutzutage viele Hersteller mal eine Scheibe von abschneiden ;)
  • Die Fliesen stammen von Villeroy & Boch. Da Tuberkulose-Patienten häufig Blut spuckten, wurden sie etwa 1,70m hoch in den Zimmern verlegt, um die Wände leichter reinigen zu können. Aus dem gleichen Grund verlegte man an den Ecken runde Fliesen und baute Heizkörper, die sich von der Wand schwenken ließen.
  • Während man sich heute fragt, wie man bei den Speisen in Krankenhäusern gesund werden soll, bekam man damals ganze Festmahle. Eine regelmäßige und ausgewogene Kost konnte sich Anfang des 19. Jahrhunderts kaum jemand leisten und so wurde das Essen oftmals für die Familienbesuche aufgehoben. Im Speisesaal achteten Angestellte von einer Balustrade aus darauf, dass die Leute nicht zu schnell das Essen runter schlingen. Denn, Achtung, das ist ungesund!

  • Unter den Gebäuden befand sich ein ausgeklügeltes Tunnelsystem zur Versorgung. Es gab ein Heiz- und Waschgebäude, ebenfalls sehr modern für die damalige Zeit.
  • Das Ammenmärchen mit den Menschenexperimenten resultierte vor allem daher, dass die Medizin damals einfach noch nicht so weit war. Die Operationsmethoden standen noch in den Kinderschuhen. Seiner Zeit setzte sich erst der Gedanke fest, Menschen heilen zu können, in dem man sie aufschneidet, das Kranke entfernt oder repariert und anschließend wieder zunäht.

Alles weitere verraten wir euch jetzt nicht, sonst nehmen wir der Tour zu viel weg. Diese kostet 10 EUR pro Person und wird übrigens von Go2know durchgeführt.

Fazit zu den Beelitz Heilstätten

Ich kann es nur jedem empfehlen. Historisch gesehen ist es einfach super spannend und interessant, wie damals vorgegangen wurde. Zu sehen und zu verstehen, wie Mediziner ohne Medikamente vorgingen und Menschen heilten, ist eine echte Bereicherung. Und wer sich für die Fotografie begeistern kann, findet unzählige Motive.


Adresse von den Beelitz Heilstätten:

Beelitz Heilstätten
Straße nach Fichtenwalde 13
14547 Beelitz

Die Führungen können vor Ort gebucht werden und bedürfen keiner Voranmeldung. Infos zu den Touren findet ihr hier.

Letzter Update des Artikels 13. Dezember 2020 11:09

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Veröffentlicht von
Mareike Bölsche

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