Zunächst kommen wir auf die beiden Köpfe, die hinter dem Restaurant stehen, zu sprechen. Das ist zum Einen der Unternehmer Thorsten Schermall (Inhaber der 40seconds Group) und zum Anderen der Sternekoch Björn Swanson. Swanson lernte bei den Besten: Seinen Start hatte er bei Herbert Beltle im Alten Zollhaus, um danach unter Christian Lohse im Zwei-Sterne-Restaurant Fischers Fritz zu kochen. Anschließend zog es ihn zu Markus Kempf ins Facil, das ebenso 2 Michelin Sterne sein eigen nennen darf. Als Restaurantleiter und Sommelier steigt Benjamin Becker mit ins Boot, der vormals im vielseits gelobten einsunternull arbeitete. Mit diesem Wissen war unsere Erwartung hoch ;)
Gleich vorab, das Essen hat uns mehr als begeistert. Fine Dining ist da beinahe untertrieben, die Jungs greifen nach den Sternen. Ob der Michelin Guide das Ende 2017 auch so sieht – wir sind gespannt. Swanson nutzt bei seinen Kreationen viele regionale Zutaten, verfeinert sie aber ebenso mit Lebensmitteln aus der ganzen Welt. Vom Gefühl her würde ich es auf 75% regionale und 25% internationale Zutaten schätzen.
Los geht es mit einem hausgemachten Sauerteigbrot und Radieschen aus dem Berliner Umland. Wenn euch das Brot serviert wird, werdet ihr euch erstmal fragen, wie ihr den handgroßen Brotlaib teilen sollt – aber es ist von unten angeschnitten ;) Innen super fluffig und weich, außen fest und kross.
Anschließend folgt der Gruß aus der Küche – ein eingelegter Hering mit Senfsaat. Spätestens jetzt ist unsere Vorfreude auf die nächsten Gänge übergroß geworden.
Zur Vorspeise essen wir den gebeizten Wildlachs mit eingelegtem Rhabarber, Dillblüten und Miso-Mayonnaise. Das leichte Aroma der Nussbutter harmoniert perfekt mit dem Lachs, zusammen mit der leichten Säure des Rhabarbers, war es ein wunderbarer Auftakt.
Der 2. Gang begegnete uns in Form einer Gelbflossenmakrele, die es sich in einer Emulsion aus Äpfel, Koriander und Chili gemütlich machte, bevor wir sie verspeisten. Der Fisch war unglaublich zart und zusammen mit den Burrata-Stückchen und der Emulsion fühlte es sich wie Samt auf der Zunge an.
Das Hauptgericht ist bei mir eine dicke Rippe vom Nebraska Rind – und Freunde, was soll ich sagen, es war mit eines der besten Stücke Fleisch, die ich jemals gegessen hab. So zart, so lecker – es erinnerte mich sofort an unseren Hauptgang bei Tim Raue. Dazu gab es Lauch, zweierlei vom Mais und einen Caesar-Kopfsalat. Wobei Letzteres durch die knackigen Salatblätter zwar eine angenehme Frische auf den Teller bringt, ich aber eigentlich gar nicht gebraucht hätte.
Meine Begleitung bleibt dem Fisch treu und widmete sich dem (geangelten !) Wolfsbarsch, der in Perfektion kross gebraten serviert wurde. Zusammen mit der Frische des Selleriesalats erscheint das Gericht zwar sehr einfach, ist geschmacklich aber umso facettenreicher.
Das Dessert bestand natürlich noch aus weiteren Komponenten, aber die Erdbeer-Emulsion war große Klasse. Am liebsten hätte ich eine Literflasche davon mitgenommen ;) Erneut ist es die Kombination aus samtig-weicher Eiscreme, knusprigen Baiserstücken und fruchtigen Erdbeeren, die zusammen mit den weitere Komponenten ein toller Abschluss waren.
Zum Golvet gehört auch eine lange Bartheke, die euch gleich zu Beginn eures Besuchs in Empfang nimmt. Die durchaus beachtliche und tolle Auswahl an Highballs, Cocktails und Spirituosen, macht eine Entscheidung nicht ganz so einfach. Entweder fragt ihr den Bartender oder ihr wählt ein Drink aus den eigenen Kreationen gleich zu Beginn der Karte. Sie orientieren sich von den Zutaten her an den skandinavischen Länder und so gelangt zum Beispiel auch mal Rote Beete in euren Cocktail. So seltsam sich die Variationen anhören mögen, traut euch! Die Leute wissen was sie machen :)
Uns hat das Golvet richtig, richtig gut gefallen. Klar, es ist preislich gehoben, aber wer sich mal etwas Besonderes gönnen möchte, wird hier glücklich gemacht. Essen, Weinempfehlung, Service, Bar, Aussicht, Atmosphäre, Interior, selbst das Besteck versetzte uns in Verzückung.
Adresse und Öffnungszeiten vom Restaurant Golvet:
Golvet
Potsdamer Straße 58
10785 Berlin
Do-Sa: 17.00-24.00 Uhr
Letzter Update des Artikels 19. September 2020 8:58
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