Das Konzept der beiden Dragshows ist im Grunde gleich. Beide geben verschiedenen Berliner Performer*Innen die Möglichkeit für einen kurzen Auftritt. Dabei wird sich abgewendet vom klassischen, recht exklusiven Konzept gängiger Dragshows, in welchem nur, Hyperfemininität performierende, Männer auf die Bühne dürfen. Das Konzept der beiden ist zu 100% inklusiv, weswegen hier sowohl die „klassische Dragqueen“ auftritt, als auch BurlesqueperformerInnen und PerformancekünstlerInnen aller Art. Es ist nicht auf ein Geschlecht, eine Identität oder gewählte Form der Selbstdarstellung beschränkt. Jeder kann mitmachen. Auch wenig bis keine Bühnenerfahrung sind kein Grund für Gieza Poke jemanden nicht auf die Bühne zu lassen. Das Format ihrer Show richtet sich ausdrücklich an unerfahrene PerformerInnen, die sich ausprobieren möchten.
Ein Auftritt dauert im Schnitt nur fünf Minuten. Dazwischen unterhalten Gieza und Pansy das Publikum und informieren über ihre vielen anderen Veranstaltungen und Partys, denn die Queens sind schwer beschäftigt damit Berlin mit queerer Kunst zu versorgen. Daneben werden sie nicht müde, jede Woche wieder über Verhütung, Safe Sex und Akzeptanz für die LGBTQAI+ – Community zu sprechen.
Das Publikum der Shows ist komplett gemischt. Zwar trifft man immer wieder die gleichen Gesichter, Fans der Show und Freund*Innen der PerformerInnen, doch gesellen sich auch viele Touristen dazu. An einem Dienstagabend in Friedrichshain ziehen marodierende Horden australischer Backpacker auf der Suche nach der ultimativen „Berlin Experience“ auf dem RAW – Gelände von Bar zu Bar und stolpern dann, zwangsweise, irgendwann ins Monster Ronson‘s. Und was ihnen dort geboten wird, ist an „richtigem Berlin“ fast nicht zu übertreffen. Die buntesten Paradiesvögel Berlins treffen sich dort jede Woche um ihre Individualität zu feiern. Dabei ist es selbst im weltoffenen und toleranten
Berlin nicht ganz ungefährlich für die Performer*Inne in Drag auf die Straße zu gehen. Abwertende Blicke von Passanten bis hin zu tätlichen Angriffen auf Queens in der U –Bahn – die Welt außerhalb des Monster Ronson‘s kann ein gefährlicher Ort sein. Gerade Pansy ist wichtig auch genau das anzusprechen. In ihren langen Überleitungen zwischenden Auftritten spricht sie über Akzeptanz, Selbstliebe und darüber, dass die Bühne im Ronson‘s ein sicherer Ort für die Performer sein soll. Sie bittet das Publikum um respektvollen, liebevollen Umgang miteinander, auf und vor der Bühne. Ihre harten, aber herzlichen Gardinenpredigten wirken: Die Stimmung bei den Shows ist unvergleichlich
inklusiv und entspannt. Alle feiern zusammen, Dragqueens und Touris, Berliner und Zugezogene.
Der Eintritt zur Show kostet um die 8€, desweiteren sammeln die Moderatorinnen Spenden während der Show. Wichtig zu erwähnen ist, dass beide Moderatorinnen Englischsprecherinnen sind, weswegen die Show auch auf Englisch gehalten wird. Getränke gibt es, wie sonst auch immer, an der Bar. Im Ronsen‘s darf nicht geraucht werden. Es gibt allerdings einen kleinen separaten Raucherraum und Sitzgelegenheiten vor der Tür. Die Show beginnt gerne mit etwas Verspätung und endet selten vor 00:30 Uhr morgens. Wer am nächsten Tag arbeiten muss, macht sich also am besten einen doppelt so starken Kaffee wie sonst. Das Geld fürs Taxi und das lästige Warten auf irgendwelche Nachtbusse spart man sich, wenn man am besten in der ersten Pause der zweiten Hälfte geht, denn die letzten Bahnen fahren ja schon gegen 00:40.
Wer ein echtes Stück queerer Berliner Kultur erleben möchte, der ist am Dienstag im Monster Ronsen‘s genau richtig. Die vielfältige Kunst und unvergleichliche Stimmung suchen, selbst in der breit aufgestellten Kunst – und Kulturszene Berlins, ihres gleichen.
GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Vielfältige Künstler und super Energie im Publikum
Preisniveau | Eintritt ca. 8€, Bier ca. 3€, Longdrinks ca. 8€
Besonderheiten | Findet JEDEN Dienstag statt
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Letzter Update des Artikels 24. August 2020 19:53
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