Auf Tripadvisor führt er die Liste der besten Restaurants in ganz Berlin an, auf Facebook hat er 5 Sterne, der „Knödelhimmel“, wie er beschrieben wird. Galileo berichtete kürzlich über den Laden in der Dunckerstraße 85, den es schon seit 2013 gibt, der heute immer noch für außergewöhnliche Begeisterung sorgt. Schon von weitem springt einem das Logo ins Auge, ein nicht ganz runder Ball, mit Gesicht, ein zusammengedrückter Mond, könnte man meinen. Es ist ein Häppie(s), der auf eine geschmackliche Reise Richtung Glück einlädt, wenn man sich darauf einlassen kann, Germknödel fernab von Österreichs Skipisten, Weihnachtsmarktständen oder bayrischen Wochen im Discounter zu essen.
Häppies – Germknödelrevolution im Helmholzkiez
„Wir sind nicht hip, wir sind einfach nett“, sagt Besitzerin Uli. Sie lächelt uns an, als sie uns eine hausgemachte Rhababer-Vanille Limonade bringt. Vielleicht ist genau dass ihr Erfolgsrezept: in einem Bezirk voll Gentrifizierung und laktosefreiem entkofeeinierten Latte-Macchiato muss man nicht hip sein, um sich abzuheben. Obwohl wir aus Einmachgläsern trinken, Limonade-Flaschen zu Blumenvasen umfunktioniert wurden, die Tische Europaletten und die Stühle Getränkekisten sind; obwohl Einrichtungsminimalismus auf Detailliebe trifft, ist Ulis Laden erfrischend anders.
„Häppies, weil wir Menschen glücklich machen wollen“,
sagt die Dresdenerin, die eigentlich aus der Werbung kommt.
Die Auswahl im Häppies ist klein, aber super kreativ
Die Auswahl ist überschaubar. Mit Kreide steht nicht nur das Tages-, sondern das komplette Angebot auf einer großen Schiefertafel. Angefangen haben sie mit 6, mittlerweile stehen 8 verschiedene Häppies auf der Karte. Häppies sind halb so groß, wie konventionelle Germknödel. Deshalb eignen sie sich sowohl als Snack zwischendurch und als Sattmacher. Nach Pflaumenmus, Mohn und Vanillesauce sucht man hier vergebens. Experimentell liest sich das Angebot, kreativ und anregend, für alle Sinne.
Die Häppies sind vegan oder vegetarisch. Wir entscheiden uns für Sophia, Bärbel, Ben und Frauke. Die Namen sind nicht zufällig gewählt. Uli hat ihren Laden durch Crowdfunding finanziert. Einige Knödel tragen den Namen eines Unterstützers, andere den ihres Schöpfers. Auf Sophia sind wir deshalb besonders gespannt: kreiert und benannt nach der „Vegan Queen“ Sophia Hoffmann fragen wir uns, wie Misopilze, Schokoladenpfeffer, Tahini-Petersilien-Pesto und Rote Bete zusammen passen sollen.
Während wir warten, schauen wir uns ein wenig um. Der Laden ist sehr klein, hat ein wenig Imbisscharakter, aber auf eine gemütliche Art. Kinder scheinen die Knödel genauso zu lieben, wie ihre Eltern, vor dem Laden auf dem Bürgersteig sind kleine Straßenkreide-Häppies gemalt, Touristen stärken sich, genauso wie Studenten und Pärchen.
Bärbel, Ben, Sophia & Frauke – Wie schmecken die Knödel?
Als erstes bringt Uli uns Bärbel und Ben. Optisch übertreffen sie unsere Erwartungen um Längen. Liebevoll angerichtet, mit einer kleinen Salatbeilage und Topping warten die vegetarische Bärbel, die Uli als „Dauerbrenner“ vorstellt und der vegane Ben auf unseren Geschmackstest.
Bärbel ist mit Ziegenkäse, Honig und Walnüssen gefüllt und wird mit Rucola-Cashew-Pesto serviert. Der Geschmack lässt sich schwer definieren, weil die Zusammensetzung so außergewöhnlich ist. Die natürliche Frische des warmen Hefekloßes ist die ideale Basis für das cremige Pesto und die intensiv-deftig, leicht süß-herbe Füllung. Bei jedem Biss hat man das Gefühl, eine neue Zutat herausschmecken zu können.
Auch Ben überrascht uns, mit seiner Curry-Tofu-Füllung auf Mango-Kokos-Soße und Erdnuss-Crumble. Der erste Biss erinnert an ein vietnamesisches Curry, aber ohne Reis, und irgendwie anders. Beim zweiten Biss denkt man an Erdnussbutter, besonders crunchy. Der Geschmack ist sehr intensiv und genauso wie bei Bärbel eine Komposition, die den Geschmacksnerven bis dato fremd war. Wir müssen grinsen, beim Essen, weil die Häppies wirklich glücklich machen.
Uli – Die Mama der Häppies
Während Uli uns Sophia bringt, erzählt sie, dass sie die Häppies gerne wie ihre Kinder beschreibt. Alle irgendwie ähnlich, aber doch grundverschieden und jeder auf seine Art besonders. Dass Uli liebt, was sie macht und die Philosophie ihres Ladens lebt: Menschen glücklich zu machen, spürt man vollkommen. Alles an Häppies ist echt und ein bisschen anders, als wir es gewohnt sind.
Nach Ben und Bärbel glauben wir, nicht mehr überrascht werden zu können. Sophia ist pink und schafft es, mit hellgrüner Tahini-Pesto-Haube trotzdem natürlich auszusehen. Er ist der herzhafteste und kräftigste Knödel, den wir bisher gegessen haben: mit intensivem Rote-Bete Nachgeschmack und dem pinken Sesam gefällt er mir nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich am besten. Eine aromatische Würze wechselt sich mit pikanter Schärfe, nussiger Frische und erdig-herbem Geschmack ab. Kreative Küche as it’s best!
Rhababertraum auf Knödel-Basis
Zum Abschluss möchten wir noch einen der beiden süßen Knödel probieren. „Mein Lieblings-Häppie seit fünf Jahren“, sagt Uli, als sie uns Frauke bringt: ein Rhababer-Knödel mit weißer Schokolade, Minze und Limetten mit Pistazien-Topping. Er wird warm serviert und die weiche Füllung läuft beim Aufschneiden in den Rhababer-See. Der leicht säuerliche Rhababer-Geschmack wird von der Süße der Schokolade aufgefangen, die Frische der Minze schmiegt sich an das fein-buttrig-nussige Aroma der Pistazien. Wir verstehen, warum Frauke vermisst wird, wenn die Rhababer-Saison zu Ende ist.
Fazit zum Häppies
Nach dem Essen sind wir nicht nur angenehm gesättigt, sondern auch tatsächlich glücklich. Häppies überrascht auf eine faszinierende Art und ist definitiv einen Besuch wert! Ob als Snack oder als vollwertige Mahlzeit, ob süß oder herzhaft, warm oder kalt, die multikompatible Germknödel-Basis erfüllt Wünsche, von denen man vorher nicht wusste, dass man sie hat, weil derartiges noch nicht geschmeckt wurde.
Zwischen 3,90€ und 4,50€ kostet ein Häppie, was günstig ist, für das, was man bekommt. Der Service ist ebenfalls sehr nett, wie das gesamte Konzept des Ladens. Häppies beweist, dass nett nicht negativ konnotiert sein muss, sondern glücklich macht, wenn es echt ist. Wir sind begeistert, vom Knödelhimmel in der Dunckerstraße 85.
Aktualisiert am von Berlin Ick Liebe Dir