Autor-Archive: Simone Ostermann

Der LandWirt in Schöneberg

Das Credo des „LandWirts“ in der Nähe des Viktoria-Luise-Platzes in Schöneberg ist tatsächlich Programm. Im rustikalen Ambiente, das genauso gut Tante Zenzies gute Stube auf ihrem Hof auf der Geigelalm sein könnte, wird man mit leckersten aber vor allen Dingen regional bezogenen Köstlichkeiten vom äußerst sympathischen Servicteam rund um den LandWirt verwöhnt. Dementsprechend ist die Speisekarte klein aber erlesen und enthält neben gehobener gut bürgerlicher Küche wie etwa einem exquisit zarten Tafelspitz, einem deftigem falschen Hasen und Ochsenbäckchen, die einem auf der Zunge zerfallen, auch Ausflüge in „wärmere“ kulinarische Gefilde wie etwa das fein gewürzte Carpaccio, das zwar auf den ersten Blick wie eine Vorspeise anmuten darf, dank seines leckeren „Angemachtseins“ mit herrlichem Olivenöl, Pfeffer und Käse sowie dazu gereichtem Brot auf jeden Fall den Bauch gut füllt.

Der LandWirt- Glücklich, regional, lecker

A propos Brot: Ein ganz besonderes Schmankerl, welches einem der LandWirt vor jedem Essen serviert, ist sein hausgemachtes Brot, welches – so man denn Glück hat – sogar noch dampfender Weise auf dem eigenen groben Holztisch (wahlweise mit weißer Tischdecke) landet. Dazu werden selbsterdachte Butterkreationen gereicht, die mal pink daher kommen (Rotweinbutter) und mal mit verrückten Kräutern oder Zwiebeln durchsetzt sind, was immer dem Küchenchef gerade einfällt und natürlich regional zu haben ist.

Sollte man nach diesen Leckerbissen immer noch nicht, wie es das Credo verspricht, „glücklich“ sein, drückt einem der sympathische LandWirt (und Namensgeber des Restaurants) zum Abschied noch einen Apfel aus seiner großen Obstkiste vor der Tür in die Hand, der selbstverständlich auch bio und gut für den Magen ist. Ein herzlich fürsorglicher Gruß in den Abend, den der glückliche Gast gern mit auf den Weg nimmt.


Adresse und Öffnungszeiten vom LandWirt

LandWirt
Regensburger Str. 7
10777 Berlin

Mo-So: 12.00-24.00 Uhr

Yorkschlösschen in Kreuzberg

Das Yorkschlösschen ist in Berlin eine Institution. Wer glaubt, dass es sich bei diesem Namen um ein gediegenes Edelrestaurant an der Kreuzberger Yorckstraße handelt, der irrt. Die mittlerweile über 100 Jahre alte Jazz und Blues Bar lädt im Winter an fast jedem Abend (außer Montag und Dienstag ) der Woche ein, sich bei echtem Kreuzberger Bier („Kreuzberger Tag“, helles Kreuzberger Pils vom Fass oder „Kreuzberger Nacht“, ein süßes Dunkelbier vom Fass) und gutbürgerlichen Speisen wie Schweinskopfsülze, Kartoffeleintopf mit Knackern oder diversen Schnitzeln mit Livemusik einen Hauch von New Orleans um die Nase wehen zu lassen. Sonntags gibt es sogar ein Jazzbrunch, bei welchem man den freiesten Tag der Woche zu smoothen Klängen von Trompete, Klarinette und Kontrabass im Yorkschlösschen „wegchillen“ kann.

Obacht: Musik hat ihren Preis! Der ungeübte Yorckschlösschengänger übersieht unter den ganzen Aufklebern und Zetteln am Eingang schnell, dass im Yorkschlösschen neben den Preisen für Essen und Getränken ein „Musikzuschlag“ fällig wird. Dieser sollte beim Bestellen der ersten Runde erfragt werden, damit es am Ende keine bösen Überraschungen gibt.

Das Yorkschlösschen – Prädikat „Urig“

Zugegeben: Das Innere des Yorkschlösschens ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen. Wer Berliner minimalistischen Stylo-Chic sucht, der sucht hier vergeblich. Aber genau das macht den Charme dieser Kneipe aus. Mit ihren unzähligen Jazzplakaten und –plaketten an den Wänden, den abgewetzten Holzmöbeln (inkl. Klavier) und dem ausgetretenen Fußboden kann hier generationenübergreifend ein sehr entspannter und gemütlicher Abend (oder ausgedehnter Sonntagmorgen) bei Livemusik verbracht werden. Natürlich birgt genau Letzteres aber auch Gefahren: Bei Livemusik kann man derbe ins Klo greifen, daher sollte der geneigte Yorckschlösschengänger ein bisschen Experimentierfreude und ein zwinkerndes Auge im Gepäck haben, falls die aufspielende Kapelle mal all zu abgefahren ist. Laut, lustig und niemals langweilig wird es allemal.


Adresse und Öffnungszeiten vom Yorkschlösschen:

Yorkschlösschen
Yorckstr. 15
10965 Berlin

Mo-So: ab 17.00 Uhr

Das Poulette in Prenzlauer Berg

Wenn man zu seinen Freunden sagt, „Lass uns zum Franzosen gehen!“, ist es nicht unwahrscheinlich einen leicht angeekelt-fragenden Blick zu kassieren, „Muss ich da Froschschenkel essen? Oder Schnecken?“ Solltet ihr vorhaben mit euren Freunden ins „Poulette“ in der Knaackstraße in Prenzlauer Berg zu gehen, könnt ihr das mit einem herzlichen „Non!“ verneinen.

Poulette – Savoir vivre meets Gastlichkeit

Das kleine und äußerst liebevoll gestaltete französische Restaurant räumt mit so manchem Vorurteil auf, dass der gemeine Berliner gegenüber der französischen Küche hegt. Ja, man kann die berühmt berüchtigten Schnecken dort verköstigen, aber daneben besticht das „Poulette“ vor allen Dingen durch eine Speisekarte, die das Prädikat „superb“ verdient. Zunächst öffnen Vorspeisen wie „Ziegenkäse mit Honig und Grünzeug“ oder „Jakobsmuscheln auf Erbsenpüree und Rote Bete Vinaigrette“ Leib und Seele. Bei den Hauptspeisen verfällt man dann leicht in ein orgiastisches „Incredible“, wenn einem die „Barbarie Entenbrust“ nicht nur auf der Zunge zerfällt, sondern auch dem allgemeinen Ressentiment entgegenschnattert, dass der Franzose insgesamt nur Portionen serviert, die den Erhalt der Konfektionsgröße 34 erlauben. Spätestens beim Genuss des warmen „Fondant au chocolat“ oder am Tisch flambierter Creme Brulee fühlt man sich wie Gott in Frankreich.

Berlin-Franzose-Poulette-Restaurant

Doch das „Poulette“ kann nicht nur bei seinen Speisen punkten, für welche das Team für eine vergleichsweise kleine und saisonal angepasste Karte nur ausgesuchte Zutaten verwendet. Neben einer opulenten Weinkarte fühlt man sich im Poulette vor allen Dingen als Gast. Die Herzlichkeit und Professionalität, mit der einen das fröhliche und gleichzeitig unprätentiöse Team empfängt und durch den Abend geleitet – selbst wenn dieser dank der spektakulären Weinkarte auch einmal feuchtfröhlicher gerät – sucht ihres Gleichen und verdient ein aufrichtiges Kompliment: „Chapeau!“

Diese Kombination hat allerdings ihren Preis und ist sicherlich eher was für den besonderen Anlass, aber der Valentinstag steht ja an, zu welchem das Poulette sicherlich wieder mit einer amourösen Spezialkarte überraschen wird. Eine echte Empfehlung für alle Liebhaber des savoir vivre wie auch derjenigen, die sich schon immer mal mit ihren Vorurteilen gegenüber der französischen Küche in einer Konfrontationstherapie auseinandersetzen wollten.

Bon appetit!


Adresse und Öffnungszeiten vom Poulette:

Poulette
Knaackstraße 30-32
10405 Berlin

Mo, Mi-Do: 16:00 – 23:00 Uhr
Fr: 12:00 – 23:00 Uhr
Sa-So: 10:00 – 23:00 Uhr

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