Bei einem Spaziergang über die Oberbaumbrücke im Friedrichshain, entdeckte ich zum ersten Mal das rote Riesenrad zwischen den Bäumen am Horizont. Da mir nicht bekannt war, dass zu dieser Zeit ein Rummel in der Gegend stattfand, recherchierte ich und wurde auf den Spreepark aufmerksam. Ein Lost Place mitten in Berlin im Plänterwald, umgeben von hohem Dickicht und einem massiven Gitterzaun. Wahnsinn! In Zeiten der DDR war dieser der einzige ständige Rummelplatz mit Konzerten, Tanzveranstaltungen und Kinderangeboten. Nach der Wende wurde viel von einer privaten Beteiligungsgesellschaft investiert, trotzdem sanken die Besucherzahlen weiter, sodass 2001 die Insolvenz angemeldet werden musste. Ein letztes Mal wurde es noch laut um den Park. Als der ehemalige Besitzer nach seiner zweiten Park-Pleite in Peru samt seinen Fahrgeschäften und 161 Kilogramm Kokain darin versteckt zurück nach Deutschland verschwinden wollte. Seitdem verwaist der Park.
Ready for take off?!
Das weckte mein Interesse und ich beschloss eine Führung mitzumachen, die von April bis November in kleinen Gruppen für günstiges Geld angeboten werden. Am Tag der Führung strahlte die Sonne, wodurch die eigentlich düstere und verlassene Atmosphäre nicht vollends zur Geltung kam. In der anderthalbstündigen Besichtigung durchstreiften wir das zugewucherte Gelände, lauschten aufmerksam den spannenden Geschichten einer Zeitzeugin und erhielten Insider-Infos über den ehemaligen Freizeitpark.
Der Zahn der Zeit nagt
Ich war begeistert was es in dem von außen abgeschirmten Areal alles zu entdecken gab. Einige Buden waren vom Vandalismus gezeichnet, die Fenster zerschlagen, Türen aus den Verankerungen gerissen, Wände eingetreten und mit Graffitis beschmiert. Auch die riesigen, zu Boden geschmissenen Dinosaurier-Figuren haben wahrscheinlich schon bessere Tage erlebt. Dann gab es aber auch noch Karusselle die sehr gut erhalten schienen. So kam das Gefühl auf, man könne sofort einsteigen, losfahren, Spaß haben und nachvollziehen wie es früher gewesen sein musste. Die Natur hat sich die Achterbahnen zurückgeholt, die verrosteten Schienen führten in dichtes Unterholz. Ebenso waren die ehemals bunt bemalten Wagons mittlerweile verblasst und mit Moos bewachsen.
Safety first!
Leider gab es auch einige Ecken die aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden durften, wirklich schade, aber safety first! Die Zeit auf dem schaurig schönen Terrain, welches man auch aus einigen Kinofilmen wie „Wer ist Hanna?“ und „Wir sind die Nacht“ kennt, ging durch die vielen Eindrücke rasend schnell zu Ende.
Aufgrund des COVID-19-Virus gelten besondere Auflagen. Der Abstand von 1,50 m ist stets einzuhalten, ebenso ist es erforderlich eine Mund-Nasen-Schutzmaske zu tragen.
Fazit
Als abschließendes Fazit kann ich besten Gewissens behaupten, dass der Park eine super historische Attraktion für Kurzurlauber, aber auch Urberliner, sowie Lost Places Fans, Fotografie-Interessierte und für Personen, die einen Blick in die Vergangenheit wagen möchten, ist. Außerdem spricht das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis für eine gelungene Abwechslung zum Berliner Großstadtleben und den üblichen Sightseeing-Touren.
Kleiner extra Tipp: Wenn ihr mystische Stimmung auf euren Bildern erzeugen möchtet, dann achtet darauf, dass ihr bei bedecktem Himmel Fotos schießt ;-)
GOOD TO KNOW
Haltestelle | S Plänterwald
Preisniveau | 5€ Erwachsene / 3€ Kinder
Online | Website
Aktualisiert am von Berlin Ick Liebe Dir