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Der romantischste Tag des Jahres – Oder auch nur einer von vielen durchschnittlichen Tagen

Valentinstag. Ich vergesse jedes Jahr aufs Neue, dass er überhaupt existiert und werde erst wieder durch diverse Influencer an die kapitalistische Goldmine dieses Jahrhunderts erinnert. Er wird als romantischster Tag des Jahres gefeiert und doch ist die Wahrscheinlichkeit einer Trennung in den zwei Wochen nach diesem ganz besonderen Tag etwa 5,5 Mal so hoch (laut Sozialpsychologe Manfred Hassebrauck). 

 

 

So überlebst du den Valentinstag als Single

Monogamie und Partnerschaft sind in der heutigen Gesellschaft zwar noch immer Standard, aber ist die Schlussfolgerung daraus direkt, dass eine Single Person einsam und traurig ist? Zumindest scheint das die unterschwellige Message der Trendmagazine und Influencer zu sein. Denn alles was ich lese und höre sind:

Das sind die Top Tricks, wie du den Valentinstag als Single überstehst
Das solltest du und dein Partner am romantischsten Tag des Jahres zusammen unternehmen
Valentinstags Geschenke für Mann und Frau findest du hier

Wir müssen lernen mit uns allein zu sein. Unsere Gedanken und unsere eigene Gesellschaft genießen zu können. Wir müssen aufhören uns einreden zu lassen, dass man jemanden braucht, um glücklich zu sein, um normal zu sein. Und nein, ich bin keine verbitterte Alte, die keinen abbekommt, aber ich bin genervt von unserer Gesellschaft, die versucht uns vorzuschreiben, wie wir am glücklichsten sind. Etwas, das für den einen passt muss nicht für den anderen passen. Die Ungezwungenheit des Singledaseins kann zelebriert werden, genauso wie die Intimität und die Liebe einer Beziehung.

Das Social-Media Schauspiel treibt den Materialismus in die Höhen

Jedes Jahr wird es extremer. Zuerst eine Rose, die nie verwelkt. Ein Jahr später ein Wochenende im Luxushotel mit Rosenblättern auf dem Boden und wieder ein Jahr später verbringt man den Tag dann am Eifelturm in Paris mit einem neuen, funkelnden Diamantring. Aber alles bitte auf Instagram teilen, denn es ist schließlich #truelove und wenn ich den Ring nicht teile, habe ich ihn dann überhaupt bekommen? Der Wettkampf um das beste und tollste Leben, der auf Instagram herrscht erreicht am Valentinstag seinen Höhepunkt. Das Finale ist erreicht. Wer bekommt den süßesten Post von seinem Partner und wer geht dieses Jahr leer aus?

Dieser Beitrag wird wohl kaum jemanden davon abhalten seinem Liebsten am 14. Februar eine Story zu widmen oder beim Anblick von glücklichen Paaren Tränen in die Augen geschossen zu bekommen, aber zumindest ich bin durch das Schreiben dieses Texts meiner inneren Mitte ein Stück näher.

Der Valentinstag – Love it or hate it.

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Der Valentinstag ist, neben dem Weihnachtsmann von Coca-Cola, mit der größte Marketing-Gag der Gegenwart.

Als Teenager war der Tag bei uns Mädels immer mit großem Gefühlschaos verbunden. Man bekam Geschenke von Typen, die man nicht mochte, Liebeserklärungen, die man nicht wissen wollte und der Junge, den man toll fand, interessierte sich entweder für eine andere oder aber war zu schüchtern, sodass er gar nix machte. Das übliche Dilemma bahnte sich schon damals seinen Weg, aber das nur am Rande.

Der Tag setzte damals irgendwie alle latent unter Druck – wer kriegt was und wie viel und von wem und wie öffentlich? Manche Mädels erfanden sogar irgendwelche Geschenke, nur um nicht blöd dazustehen.. WTF !!

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Und als Erwachsene?

Den Einen ist dieser Tag enorm wichtig. Sie sind stinksauer, wenn sie kein oder nur ein kleines Geschenk bekommen. Die Erwartungen sind so überzogen, dass sie nur enttäuscht werden können. Sofort wird an der Liebe gezweifelt, die Laune gleicht einer hochgradig depressiven Verstimmung und am besten wird dann auch noch die ganze Beziehung in Frage gestellt.

Den Anderen, so wie mir, geht es genau so, wenn sie ein Geschenk an diesem Tag bekämen.

Denn mal ganz ehrlich – der Valentinstag, der „Tag der Liebenden“ ist doch mega überflüssig. Totaler Kommerzkram und eigentlich nur der umsatzstärkste Tag für Fleurop & Co.

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Wozu braucht man denn ein festes Datum, das auch noch für alle gleich ist, an dem man seinem Schatz oder der Person, die man liebt, genau eben das zu zeigen oder zu sagen? Liebesbriefe, Pralinen, Blumensträuße, Restaurantbesuche, Kino, Schmuck, whatever.. warum gerade, und im worst case auch nur am 14.02.? Das ist doch nicht mal im Ansatz romantisch, weil der Tag von der Werbewelt vordiktiert ist. Leute, die nur am 14.02. daran denken, ihrer/ seinem Liebsten eine Überraschung zu machen, aber sonst nicht, machen das doch nicht, weil sie es wollen und fühlen, sondern weil sie müssen – na super.. richtig geil.. da freut man sich doch gleich doppelt.

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Es ist doch viel schöner, zwischendurch, an einem x-beliebigen Tag seinem Herzblatt eine Freude zu machen – einfach, weil man die Person liebt und nicht, weil es von einem erwartet wird.

Bin ich zu unromantisch?

Ja, gut möglich. Alles, was in Richtung Kitsch und Klischee abdriftet, weckt bei mir sofort einen stark ausgeprägten Fluchtinstinkt. Vielleicht bin ich auch zu vorgeschädigt durch die vielen ach so tragischen Momente in Teenager-Jahren, oder zu idealistisch, weil ich kleine Aufmerksamkeiten vor und nach dem Valentinstag erwarte. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich selbst in der Werbebranche arbeite und weiß, dass der Valentinstag eigentlich nur der erste Wirtschaftskick eines jeden Jahres ist – egal. Ich finde diese ganzen Geschenke am Valentinstag genauso schrecklich wie an Weihnachten. Aber wenn ihr diesen Tag zelebrieren wollt – genießt ihn, nur bewertet ihn bitte nicht über. Es gibt noch 364 andere Tage im Jahr.

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