Autor-Archive: Lisa Arhelger

Das Restaurant Ungeheuer Neukölln

Berlin im Jahre 2017. Ganz Neukölln ist gentrifiziert. Ganz Neukölln? Nein! Es gibt noch eine unbeugsame Gegend, grob lokalisiert zwischen S-Bahnhof Neukölln und S-Bahnhof Hermannstraße, auch bekannt als Körnerkiez. Hier herrscht noch das Gesetz der Straße. Nur wenige schwarz bekleidete, lila-haarige Hipster trauen sich hierher. Selbst die Mieten kann man teilweise noch bezahlen. Noch.
Es ist ein hartes (Kopfstein)Pflaster, über das ich heute berichten werde: Selbst Ungeheuer soll man hier gesichtet haben.

Die Legende vom Ungeheuer Neukölln

2009 beginnt der Spuk. Ein Berliner Küchenchef hört des Nachts einen ungewöhnlichen Flügelschlag. Am nächsten Tag findet er Krümel und Fußspuren auf dem Parkett. Dieser Vorgang wiederholt sich einige Male, ohne das das Wesen identifiziert werden kann.
Augenzeugen widersprechen sich in ihren Aussagen: mal hat das Ungeheuer einen Insektenkopf, mal einen haarigen, mausähnlichen Unterleib. Seine Fußspuren lassen gar Rückschlüsse auf Dreizack-förmige Klauen zu. Verwunderlich auch; das Wesen scheint eine Vorliebe für ungeheuer gutes Essen zu haben. Soweit die Legende.

Acht Jahre später betreten wir gut gelaunt das Restaurant Ungeheuer Neukölln in der Emser Straße. Direkt bemerke ich die Hinweise auf den Mythos des Feinschmecker-Monsters, wie einen Käfig an der Decke und verschiedene Bilder des Wesens. Diese verstecken sich zwischen Samtsofas und melancholischer Kunst an den Wänden. Der, lange Zeit als stilvolles Frühstückscafé bekannte Laden, bietet seit einiger Zeit auch Fine-Dining Küche an.
Slow-Food inmitten von Imbissbuden? In dieser noch ungezähmten Ecke Berlins? Kann das funktionieren? Wir sind gespannt.

Das Essen

Es fällt direkt auf, dass Inhaber Matthias und sein Geschäftspartner Marco ein Auge für Interior und Kunst haben. Die Bar haben sie selbst noch in mühsamer Handarbeit im Hof geschliffen, erzählt Matthias. Die Bilder sind aufeinander abgestimmt und jedes Möbelstück hat eine Geschichte.
Selbst in der Toilette möchte man am liebsten einziehen. Das karmesinrote Canapé war ein Zufallsfund. Man fühlt sich wie in einer sehr gemütlichen Galerie oder in einem sehr kunstvollen Wohnzimmer. Doch zurück zur Idee des ungeheuer guten Essens.

Starter

Wir starten mit einem kleinen Gruß aus der Küche, einem Amuse-Bouche. Das ist französisch und bedeutet übersetzt etwa „Gaumen-Kitzler“. Und tatsächlich, mein Gaumen amüsiert sich ganz prächtig über das fluffige Parmesanespuma mit Korakantsplittern, die eine kleine Explosion im Mund auslösen. Dazu gibt es einen leichten Holunderdrink.
Im Hintergrund spielt unaufdringliche Musik. Manchmal Blues, manchmal Klassik.

Malerisch geht es weiter…

Als zweiten Gang gibt es eine Suppe, die aussieht wie ein Gemälde. Sie ist grün lila gesprenkelt. „Purple Corniflower Soup“ – eine Suppe von jungen Erbsen mit dunkellila Blumenkohl. Ungewöhnlich malerisch für eine Erbsensuppe, aber köstlich.

Nebenbei plaudern wir mit Matthias über die Auswahl der Zutaten, die Inspiration und den Einkauf imUngeheuer Neukölln. Alles wird im Frischeparadies bestellt. Das ist ein ausgesuchter Lebensmittel-Importeur. Das Fleisch kommt hier von glücklichen Tieren und das Gemüse von zufriedenen Feldern. Der Kunde kann Touren durch den Betrieb buchen, um einen genauen Einblick in die Produktionsabläufe zu erhalten. So hat man ein sichereres Gefühl. Zum Beispiel beim edlen Wagyū-Rind, einem der teuersten Hausrinder der Welt, dessen Fleisch aufgrund seiner regelmäßigen Marmorierung von besonderer Qualität ist.
Außer der exzellente Wein, dieser per Direktzulieferer bestellt und vorher natürlich verkostet wird. Nur die feinsten Tropfen, passend zu den einzelnen Gängen, finden ihren Weg ins ungeheuerliche Weinregal.

Die dritte und vierte Vorspeise – Hungrig muss hier niemand nach Hause gehen

Als 3. Gang genießen wir ein Rote-Bete-Tatar mit Basilikumschaum.

Anschließend, als vierte Delikatesse, ein Zitronenrisotto mit gegrillter Zucchini und Parmesanchips. Ich persönlich empfinde dieses Gericht als ein Highlight und empfehle es wärmstens. Es zergeht buchstäblich auf der Zunge.

Neben Marco als Küchenchef gebe es noch zwei Sous-Chefs und mehrere Mitarbeiter, insgesamt besteht das Team aus dreizehn Leuten, erzählt Matthias. Das Publikum sei gemischt und viele der Nachbarn kenne er schon seit Jahren und habe ihre Höhen und Tiefen miterlebt.

Es ist natürlich kein Berlin-Mitte-Publikum, das sich in diesen Kiez oder ins Ungeheuer Neukölln verläuft. Aber es ist ein Berlin-Mitte-Menü. Zu jedem Gang bekommen wir eine passende Wein-Empfehlung. Zum Beispiel den Blanc de Noire, das ist wieder Französisch und bedeutet etwa „Weiß aus Schwarz“. Wie der Name schon sagt handelt es sich dabei um einen Weißwein aus einer Rotweintraube. Das Ergebnis ist überraschend leicht und trotzdem intensiv. Probiert es am besten selbst aus!

Weiter geht’s: Die Hauptgänge ;)

Als Vor-Hauptgericht bekommt meine Begleitung als Vegetarier Tagliatelle mit Basilikum-Pesto und ich frittierte Garnelen. Mittlerweile hat sich bereits eine angenehme Sättigung in unseren Mägen breitgemacht. Doch es passt noch was rein.

Unser Hauptgericht ist wieder unterschiedlich: Zu einem Primitivo (ein nicht zu schwerer, ganz feiner) Rotwein, esse ich ein zartes Thunfischsteak mit Mango-Tatar und Basilikum-Pesto und meine Begleitung ein vegetarisches Blumenkohl-Tempura. Die Portionen sind angemessen klein, sonst würde dieses Menü auch überfordern. Während meine Begleitung findet, dass bei den vegetarischen Gerichten ein winziges bisschen mehr Salz nicht geschadet hätte, bin ich rundum zufrieden und geschmacks-geflashed.

Ein Dessert geht dann doch noch

Als Dessert teilen wir uns ein so genanntes Fake-Egg, ein Experiment aus der Molekularküche. Es wird viel mit Texturen experimentiert dabei. Der Aufwand ist groß, das Ergebnis umso beeindruckender. Es sieht aus wie ein Spiegelei, ist aber ein feines Pannacotta mit „eingefangenem“ Aprikosengelee. Es läuft sogar aus, wenn man es öffnet, wie ein echtes Ei. Angerichtet mit Schoko-Crumble ist dieses Dessert ein würdiger Abschluss für ein ungeheuerlich leckeres und kreatives Menü.

Fine Dining im Ungeheuer Neukölln

Wer auch diese Erfahrung machen möchte, sollte nach Möglichkeit reservieren. Aufgrund der Gehobenheit der Küche und des Aufwands der Vorbereitung empfiehlt sich das.
Die Gerichte variieren je nach Angebot von saisonalen Köstlichkeiten. Die Idee ist, klassische Elemente mit Fusion- und Molekularküche zu variieren und so ein perfektes Fine-Dining-Erlebnis zu schaffen. Als ich Matthias nach seinem Motto frage, lacht er sich kaputt. Eine Sache habe sein Vater gesagt, die hier ganz gut passt:

„Kleinigkeiten sind es, die Perfektion ausmachen. Aber Perfektion ist alles Andere als eine Kleinigkeit.“

Freunde von ihm, die an der Bar sitzen, lachen. Sie haben diesen Spruch wohl schon öfter gehört. Sehr satt und zufrieden lassen wir den Abend mit einem Haselnusslikör ausklingen.

Fazit

Hier kann man sich definitiv etwas gönnen. Wenn es etwas zu feiern gibt (vielleicht auch nur das Leben selbst) oder ihr den Jahrestag eurer Beziehung romantisch zelebrieren wollt – Gründe gibt es viele – ist das Ungeheuer definitiv die richtige Adresse. Hier merkt man die Liebe zu gutem Essen an der Art der Zubereitung und der Präsentation. Die Gerichte sind allerdings relativ hochpreisig. Ich empfehle ein Menü. Erstens weil man alles probieren sollte und zweitens sind die Portionen auf mehrere Gänge ausgerichtet. Das Ungeheuer ist nicht nur eine stilvolle Weinbar und ein kreatives Frühstückscafé, sondern durchaus auch ein Fine-Dining-Restaurant auf Berlin-Mitte-Niveau. Nur gemütlicher.


Adresse und Öffnungszeiten vom Ungeheuer Neukölln:

Ungeheuer Neukölln
Emser Str. 23
12051 Berlin

Mo, Do, Fr: 18.30-22.30 Uhr
Sa-So: 10.00-14.00 Uhr & 18.30-22.30 Uhr

 

ZEBRA Poetry Film Festival 2016

Wundersame Wesen aus Knetmasse erheben sich tropfend und gluckernd, formatieren sich, werden zu einem Symbol, zu Mördern, zu Wegen, erzählen eine Geschichte. Genauer gesagt, ein Gedicht.

Exotische Frauen tanzen mit blutenden Füßen in U-Bahnschächten, Zeichentrick Sequenzen bringen uns Guillaume Apollinaire näher. Vogelschwärme streben in musikfilmkurzen Einstellungen von Stromleitungen auf, um uns die Melancholie des Stillstandes in der Bewegung zu vermitteln.

Zu Gast beim ZEBRA Poetry Film Festival

Wir sind zu Gast beim ZEBRA Poetry Film Festival, welches im Rahmen des 32. Internationalen Kurzfilmfestivals in Berlin und Münster stattfindet. Der Gastgeber interfilm beherbergt das Event, dessen Hauptsitz vor Kurzem erst in die Lyrikstadt Münster gezogen ist. Die Location in Berlin ist dieses Mal das Hackesche Höfe Kino in der Rosenthaler Straße. Der Abend wird moderiert von Gesa Ufer, Rundfunkjournalistin bei Radio Eins, die selbst ein großer Fan des Formats ist, wie sie sagt. Wir werden im Verlauf des Abends zuerst die Gewinnerfilme des Wettbewerbes sehen und uns anschließend, nach einer kleinen Pause, das Best Of der eingesendeten Kurzfilme anschauen.

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Hintergründe zum ZEBRA Poetry Film Festival

Das ZEBRA Poetry Film Festival entstand, so wie es jetzt ist, 2006 im Haus der Poesie in Berlin. Die ersten Einsendungen wurden alle gesichtet, „völlig überfordert“ gibt einer der Mitbegründer des Formats zu, der, wie viele andere Filmemacher und Sponsoren, heute Abend auch anwesend ist.

Mit der Flut 2014 von bereits über 800 internationalen Beiträgen hatte damals noch niemand gerechnet. Mittlerweile ist das Festival professioneller geworden, es gab dieses Jahr eine Vorauswahl von 80 nominierten Filmen.

Den ersten Poesiefilm gab es bereits 1822

Man glaubt es nicht, aber Vorläufer des „Poesiefilms“, ohne dass diese zwingend als solche bezeichnet wurden, gibt es schon ziemlich lange. Die erste bekannte filmische Adaption eines Gedichts entstand unter Clement Clark Moore 1822 in den USA nach dem Gedicht „Twas the Night before Christmas“ . Es folgte eine Hochphase des Poesiefilms in den 1920er und 1930er Jahren mit Künstlern wie Charles Sheeler, Paul Strand, Man Ray, Salvatore Dali, Luis Buñuel, Germaine Dulac und Robert Desnos. Der wohl berühmteste Poesiefilm ist „Fantasia“ von Walt Disney, nach Goethes „Der Zauberlehrling“. Dabei ist in der Filmwissenschaft umstritten, ob man den grenzüberschreitenden Dialog zwischen Film und Lyrik als eigenständiges Genre bezeichnen kann, doch hat es sich über Jahre hinweg als hybrides Genre in den Köpfen von Fans und Kritikern fest verankert.

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Was genau ist nun ein Poesiefilm?

Im Kurzfilmwettbewerb gilt die Vorgabe, dass die literarische Entsprechung im filmischen Material enthalten sein muss. Also das Gedicht selbst muss zu finden sein, in vielen Fällen wird diese Anforderung durch ein raffiniertes Voice Over gelöst.

Wonach entscheidet die Jury aber bei der Auswahl der besten Filme? Wohl eher nicht danach, dass der Film das Gedicht Zeile für Zeile, Szene für Szene in kleinkarierter Borniertheit nacherzählt? Das wäre zu einfach. Gesa Ufer fragt bei der Jury, bestehend aus Juliane Fuchs, Marc Neys und Sabine Scho, nach. Alle drei haben ihren Beruf in der Lyrik, den Medien, dem Rundfunks oder der Videokunst gefunden. „Die Schwierigkeit war, zu entscheiden, ob wir den Preis nun den sehr gut gemachten oder eher den Filmen, die sehr ‚touching‘ wirken, also den anrührenden Filmen geben wollen.“, erklärt Juliane Fuchs.

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Es ist eine Mischung aus Beidem geworden, finden wir. Besonders der, mit dem „ZEBRA Preis für den besten Poesiefilm“ ausgezeichnete „Off the Trail“ nach dem Gedicht „Endless Trails and Mountains“ von Gary Snyder, ist nicht nur ein technisch sehr gut gemachter, prä-apokalytisch-meditatives Meisterwerk, sondern auch in seiner Bildwelt und Sprache sehr klar.

Hier wird Lyrik wirklich audio-visuell erfahrbar. Die Jury selbst begründet ihre Entscheidung so:

„Für eine prä-apokalyptische Reise eines meisterhaften Lehrers aus einer bestickten Uniform heraus in eine sich zersetzende Welt hinein.“

Die Gewinner-Filme sind alle mit unterschiedlichen Preisen im Gesamtwert von 12.000 Euro dotiert, gestiftet von Sponsoren wie dem Goethe Institut oder dem Auswärtigen Amt. Die Filme sind sehr unterschiedlich. Mal ironisch, exotisch, neckisch, mal tief melancholisch und fast aggressiv wird hier die Sprache in Bilder umgesetzt und von ihnen eingerahmt, tritt aber niemals in den Hintergrund. Das haben die Filme gemeinsam.

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Nach einer Erfrischung und einem kurzen Durchatmen sowie dem ebenfalls sehr eindrucksvollen Best Of quellen unsere Köpfe langsam über vor poetischen Bildern und bildhafter Poesie. Wir finden den Abend sehr gelungen und ein noch nicht ganz klar definiertes Genre hat in uns neue Fans gefunden. Falls ihr das auch erleben wollt – das Festival wird alle zwei Jahre, jeweils im Herbst der geraden Jahre veranstaltet. Weitere Infos zur Veranstaltung findet ihr hier.


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Babbo Bar

„Ich konnte meine Frau gerade noch davon abhalten, die Schüssel auszulecken!“.

Über diesen Kommentar eines Pärchens, das einige Tage zuvor in der Babbo Bar zu Gast war, hatte sich Susanne D’Ambrosi, die ihrem Mann Giacinto bei der Geschäftsführung des Ur-Italieners hilft, besonders gefreut.

Die Babbo Bar und die Liebe zu ursprünglichem, italienischem Essen

Unweit der U7-Haltestelle „Rathaus Neukölln“ hat sich in einer kleinen Kopfsteinpflaster- Straße eine wahre Perle der „No-Bullshit Cuisine“ versteckt. Dieser Begriff taucht verstärkt auf, seitdem die Super-Food-, Clean Eating- und Fusionsküchen aus dem Boden wachsen wie Pfifferlinge. Es handelt sich um ein „neues altes“ Ernährungskonzept, welches kurz gesagt darauf beruht, das ganze Schi-Schi und Tamtam weg zu lassen, und sich auf die Grundidee einer guten Küche zu berufen – gutes Essen.

So ist auch der Laden, den wir zur besten Zeit betreten, gemütlich aber schlicht, und frei von unnötigem Kitsch. Wir setzen uns in eine kleine Fensternische und trinken zum Auftakt erst einmal einen Aperol Spritz. Susanne D’Ambrosi und ihr Mann erklären uns, dass ihre Liebe zu ursprünglichen Zutaten und traditionellen Zubereitungsarten, speziell der Region Ciociaria, aber auch des Rests Italiens, sie zu ihrer Küche inspiriert hat. Giacinto ist selbst in der Provinz aufgewachsen und wollte die Ursprünglichkeit der Zutaten, die die Landbevölkerung verwendet, bewahren und perfektionieren.

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Die kulinarisches Reise durch Italien startet

Wir starten unseren kulinarischen Erkundungsgang mit einem herrlichen Burrata, serviert an gerösteten Pinienkernen und Babyspinat. Meine Begleitung genießt diese cremige Variante des Mozarellas in einem Bett aus angewärmtem Auberginenpüree. Diese Spezialität hat ihren Ursprung in Nordapulien. Zuvor waren wir schon in Verzückung geraten, da wir, wie jeder Gast der Babbo Bar, einen kleinen Gruß aus der Küche in Form eines Orange-Karotten-Süppchens mit Bulgur-Salätchen, gereicht bekamen. Ich kann beides nur sehr empfehlen, allein für die Vorspeise würde sich schon ein Besuch in Neukölln bereits lohnen.

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Ein weiterer Schwerpunkt, neben dem Back to the Roots-Gedanken in der Babbo Bar, ist die reichhaltige Weinkarte. Auch hier wird das Beste aus allen Ecken Italiens geboten. Die so genannten Naturweine sind dabei etwas kostspieliger als die Bioweine, da diese fast gänzlich auf moderne Vinifikationsverfahren verzichten. Zu unserem Essen probieren wir einen Gavi, einen Piemont-Tropfen, der sich trotz einer gewissen Fruchtigkeit weder zu süß noch zu schwer anlässt.

Weiter geht’s mit Pasta als eine Art Mittelgang oder wie die Italiener sagen. Vorspeise. Macceroncini mit Artischocken im eigenen Sud und frischer Minze. Darüber frisch geriebener Peccorino. Auch hier nichts zu meckern, alles ist mehr als köstlich. Langsam sind wir schon leicht wohlig angesättigt.

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Der Hauptgang besteht aus Rinder-Rippen mit Blaumais Polenta und Pfifferlingen. „Hier gibt es einen kleinen Kampf zwischen Nord- und Süditalien“, sagt Giacinto augenzwinkernd. Die Zutaten kommen aus unterschiedlichen Regionen Italiens, doch ergänzen sie sich perfekt. Der spezielle blaue Mais wird dort noch in einem aufwändigem Prozess zwischen zwei Steinen gemahlen, wie wir erfahren. So schmeckt es auch. Liebevoll zubereitet, sehr fein im Geschmack. Wie ein 3-Sterne-Gericht, nur ohne teuer zu sein und ohne, dass man sich underdressed fühlen müsste, wenn man das schlichte Lokal betritt.

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Übrigens – klar haben wir gefragt, wieso das Lokal „Babbo-Bar“ heißt. Schließlich weckt diese flapsige Bezeichnung Assoziationen zur zeitgenössischen Rap-Szene. Das Ehepaar D’Ambrosi hat das Restaurant im Mai 2016 übernommen und den Namen gleich mit. Der Vorbesitzer war wohl einfach „locker drauf“ bei der Auswahl, mutmaßt Giacinto. Uns gefällt’s irgendwie.

Als Nachspeise probieren wir noch das Tiramisu mit Kaffeecreme und eine Mascarpone an Bitterschokoladeraspeln und Birnenstückchen. Und ja, es ist genauso himmlisch, wie es klingt.

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Fazit

Alles in allem gibt es nichts auszusetzen, ein Restaurant, in dem man Jahrestage zu zweit feiern kann und seine Mutter zum Geburtstag entführen kann, wenn man „sich mal was gönnen“ will, ohne dafür den Bausparvertrag vorzeitig auflösen zu müssen. Vom Brot über das Olivenöl bis hin zum Wein oder sagen wir, von Tirol bis Sizilien, kann man hier in entspanntem Ambiente das genießen, worum es geht: sehr gutes Essen!


Adresse und Öffnungszeiten der Babbo Bar:

Babbo Bar
Donaustraße 103
12043 Berlin

Di-Sa: 12.00-24.00 Uhr

 

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Bellucci

Von außen wirkt das italienische Restaurant Bellucci eher unauffällig. Es liegt zentral am Adenauerplatz, in der Nähe des Ku’Damm, in good old Charlottenburg. In Charlottenburg mag man Klassik. Man mag es, wenn nicht nur italienisch drauf steht, sondern auch drin ist. Das Publikum hier steht eher auf Traditionen, als auf Experimente.

Das Bellucci als eine Hommage an Monica Bellucci

„Einige Stammkunden hier würden ausrasten, wenn plötzlich die arrabbiata auf der Karte fehlen würde.“, erzählt uns Adriano, der Besitzer des Ladens mit dem wohl klingenden Namen einer schönen italienischen Frau. Ins Bellucci kommen viele davon. Aber nicht nur italienisches Publikum und Stammkunden schätzen eine gute arrabbiata und die kleine, aber qualitativ hochwertige Weinkarte; auch Touristen kommen gern.

„Es soll eher so sein wie Essen mit Freunden. Niemand wird ausgeschlossen.“,

ergänzt Adriano. Das können wir uns gut vorstellen. Das Belluccis ist bis zwei Uhr nachts geöffnet, da wird gerne mal auf Berlin angestoßen und eine zweite Flasche Lugana geöffnet. In der Gastronomie ist es ja so: Man liebt sie oder man hasst sie. Und wenn man sie so liebt, wie Adriano Monica Bellucci, dann gibt es Essen so lange der Koch noch da ist. Dieses Konzept geht auf.

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Nach einem charmanten Empfang, nehmen wir an einem der weiß gedeckten Tische Platz und hoffen, dass der Wein nicht ganz so süßlich ausfällt wie die Musik, die aus den Lautsprechern klingt. Für meinen Geschmack etwas zu sehr 80ies und zu sehr Tränendrüse.

Ein Focaccia zum Niederknien

Die Vorspeise, gegrilltes Gemüse, serviert mit einem göttlichen warmen Focaccia, ist so lecker, dass ich mich sehr beherrschen muss, nicht auf der Stelle alles zu verschlingen und in ein Foodkoma zu fallen.

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Während wir uns also mühsam den Rest des Brotes verkneifen, bleibt etwas Zeit die Einrichtung zu betrachten: heller Tischschmuck, dunkle Tische und Bilder, die zur Musik passen. Ein bisschen kitschig. Steve McQueen auf Leinwand: ein Genießer, ein Hedonist, mit einer Liebe zu schnellen Autos und schönen Frauen.

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Apropos…Adriano kennt Monica Bellucci persönlich. Nach ihr hat er das Restaurant, welches bereits sechs Jahre in Betrieb ist, benannt. Sie haben sich in Monaco kennen gelernt, als Adriano auf Reisen war und mal hier und mal dort gearbeitet hat. Benebelt von ihrer Schönheit, Anmut und Sinnlichkeit, versprach ihr der Gastronom einen angemessenen Laden nach ihr zu benennen.

Weiter gehts zum Hauptgang: Pasta e Pasta

Im hippen Berlin. Der Anspruch ist also hoch, und der Sache gehen wir weiter auf dem Grund, indem wir nun unsere dampfende Pasta probieren. Ich habe Bandnudeln mit Pfifferlingen und Rahmsauce von der Wochenkarte gewählt und meine Begleitung bestellt eine vegetarische Pasta-Variante. Sehr empfehlenswert, sehr gut gewürzt und schmackhaft. Die Pfifferlinge sind frisch und mit Speck verfeinert. Das vegetarische Gericht ist vielleicht noch etwas ausbaufähig. Neben den allseits erwarteten und heiß geliebten italienischen Klassikern, bietet das Bellucci ständig wechselnde Speisen auf der Wochenkarte.

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Leider bleibt keine Gelegenheit und auch wenig Platz im Magen, um noch eine Panna Cotta oder ein Tiramisu zu probieren, aber ich bin sicher alle Desserts schmecken wie eine sinnliche Offenbarung.

Zur Abrundung des Abends plaudern wir noch etwas mit Adriano, der trotz seiner Reisen, immer ein echtes Ku’damm Kind war, wie er uns erzählt. Man merkt ihm und auch dem Rest des Teams die Leidenschaft für das Belluccis an. Besonders positiv fällt mir der Umgang mit den anderen Gästen auf, es wird hier und da ein Scherz gemacht, ein verstecktes Kompliment, Lachen, Gläserklirren.

Fazit

Der Wein und das Foccacia allein wären schon gute Gründe hier vorbei zu schauen. Auch wenn das Interieur mich bei anderen Italienern schon mehr begeistert hat, satt und zufrieden kann man im Belluci auf jeden Fall werden.

 


Adresse und Öffnungszeiten vom Bellucci:

Bellucci Ristorante
Brandenburgische Str. 35
10707 Berlin

Mo-Sa: 11.00-24.00 Uhr
So: 17.00-24.00 Uhr

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KOYOTE

UPDATE: Die Location ist dauerhaft geschlossen.

Kojoten sind laut Definition Steppenwölfe und gehören zur Familie der Hunde. Sie sind außergewöhnlich, weil sie sich weder äußerlich noch sonst direkt in eine bestimmte Schublade stecken lassen. Sie sind irgendwas zwischen Raubtier und Schoßhund und sehen dabei auch noch gut aus. Irgendwie edel und elegant, wie ein Fuchs.
Genauso möchte das Team des Kreuzberger Restaurants KOYOTE auch ihr Konzept verstanden haben. Irgendwas dazwischen, „ehrliche Küche“, die edel und raffiniert ist, gleichzeitig experimentell und gemütlich.

Lage und Atmosphäre vom KOYOTE

Sehr praktisch und abends gar romantisch hat sich der Laden ein Plätzchen an der Admiralsbrücke gesichert. Kopfsteinpflaster und Spreeufer wecken Vorfreude.
Die Atmosphäre im Inneren ist unaufgeregt und entspannt. In Kerzenlicht getauft, findet man sich zwischen dunklem Holz und kubanisch akzentuierten Wandfarben wieder.

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Die Musik ist nicht zu laut und nicht zu stressig, und man beginnt den Alltag zu vergessen, während man abgefahrene Sachen wie „Cevice“ serviert bekommt, ein aus Peru stammendes Fischgericht, welches jeder Küchenchef ein bisschen anders macht. In unserem Fall bestand es aus Kabeljau, roten Zwiebeln, Chilli und Limettensaft, garniert mit Granatapfelsplittern und Süßkartoffelmousse. Wir waren sehr beeindruckt.

Küche und Informationen

Wer denkt, diese Kombination sei bereits der Höhepunkt der kulinarischen Kreativität, irrt. Spanferkelschulter mit Quittenmarmelade (nur für ganz Mutige), Wolfsbarsch an Süßkartoffelpüree mit Kurkuma und Wurzelgemüse oder ein (super empfehlenswerter) Cheesecake mit Creme-Brulée Kruste sind weitere Beispiele für die gelungene Fusion aus französischen, spanischen, mexikanischen und anderen gastronomischen Einflüssen.

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Dem Team ist es dabei wichtig, die Qualität (frische, biologisch hochwertige Zutaten und Gewürze) hoch zu halten und deshalb die Auswahl auf der Karte nicht zu üppig zu gestalten. Trotzdem wird sich jeder Besucher, ob morgens (Pancakes, verschiedene spanische Eierspeisen, französische Klassiker), mittags oder zum Dinner kaum für einen Leckerbissen entscheiden können. Zusätzlich verändert sich das Angebot nach Inspiration der Betreiber und saisonalen Gegebenheiten im Wochenabstand.
Ein hübsches kleines Piano läd zu Life-Musik Abenden ein, die auch (in noch unregelmäßigen Abständen) zwischen Weißweinschorle und Guacamole-Creme statt finden sollen. Wir sind gespannt!

Fazit

Wie auch sein (Fast)Namensgeber, ist das KOYOTE edel und gleichzeitig unaufgeregt. Wer Lust auf Experimente hat, etwas feiern will oder die ewig gleichen Frühstücksflocken am liebsten ins Klo schütten würde, kann hier ab acht Uhr morgens (!!!) seine Geschmacksnerven Amok laufen lassen. Das sollte auch die etwas kostspieligere Preiskategorie rechtfertigen.

Für Leute, die schnell mal ihren Hunger mit etwas Käseüberbackenem stillen wollen ist das KOYOTE eher ungeeignet.

 
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