Foto Ruta – bisher hatte ich davon noch nie etwas gehört. Es verspricht eine individuelle, abwechslungsreiche und unkonventionelle Art und Weise Berlin besser kennen zu lernen und gleichzeitig ganz besondere Fotomotive zu ergattern und auf der Kamera festzuhalten. Was genau ich mir darunter vorstellen konnte, war mir jedoch völlig unklar. Mein Interesse hatte es trotzdem geweckt – deswegen habe ich einfach mal an einem Foto Ruta Event teilgenommen.
Foto Ruta – Eine fotografische Stadtführung
Bevor ich jedoch genauer davon berichte, erst mal noch kurz ein paar Hintergrund Informationen zu Foto Ruta generell: Foto Ruta wurde 2011 in Buenos Aires gegründet und ist mittlerweile auch in Santiago, London und Barcelona vertreten. Auch die Hauptstadt Deutschlands kann sich nun, seit Anfang 2016, mit diesem Event schmücken. Bei dem Ganzen handelt es sich, grob gesagt, um eine Art Stadtführung. Wenn man jetzt jedoch an eine klassische Art von Stadtführung denk, liegt man komplett falsch. Hier geht es nicht darum, möglichst viele Sehenswürdigkeiten in möglichst kurzer Zeit abzuklappern und überall auch noch möglichst viele Schnappschüsse mit der Kamera zu machen (damit man auch wirklich jeden Zentimeter des Brandenburger Tors einmal eingefangen hat), bei Foto Ruta funktioniert es komplett andersrum. Man nimmt sich Zeit, sieht sich die Gegenden in Ruhe an und nimmt auch kleine Details, an denen man sonst wahrscheinlich nur vorbeilaufen würde, wahr. Dazu aber nun mehr in meinem kleinen Bericht über das Event, an dem ich selbst teilgenommen habe.
Die Hashtag-Tour
Los ging es am späteren Freitagnachmittag im Marriott Hotel am Potsdamer Platz. Wir waren gut 15 Teilnehmer und zur Begrüßung gab es erst einmal ein Gläschen Sekt. Danach stellte sich Judith Fischer, die Gründerin von Foto Ruta Berlin, bei uns vor und erklärte uns, was in der kommenden Stunde auf uns zukommt. Wir machten eine abgespeckte Variante der beliebtesten und gängigsten „Führung“, der sogenannte Hashtag-Tour. Dafür bekommt man zunächst eine kleine Liste von Hashtags, bei uns waren es folgende: #citylights, #patterns, #onreflection und #bonustrack. Zusätzlich gab es auch noch eine kurze Einführung in die Fotografie und ein paar kleine, aber feine, Tipps, wie man möglichst gute Bilder knipst. Besonders für unerfahrene Fotografen sehr nützliche Infos, die auf der späteren Tour gut weiterhelfen. Einige dieser Tipps, sowie eine kleine Karte der Umgebung und die Liste mit den Hashtags bekommt man in ausgedruckter Version mit auf den Weg. Und dann ging es auch schon los: mit unseren vier Hashtags als Vorgabe sollten wir raus, jeder für sich oder in kleinen Gruppen, die Gegend ablaufen, und ganz in Ruhe nach Motiven suchen, die sich durch die Hashtags beschreiben lassen. Dabei sind der Kreativität und Fantasie keinerlei Grenzen gesetzt.
Mit einer anderen Wahrnehmung Berlin entdecken
Ich lebe selbst seit gut einem Jahr in Berlin, komme auch hin und wieder am Potsdamer Platz vorbei, doch diesmal bin ich hier das erste Mal mit einem ganz anderen Blick entlang spaziert. Ich habe mir Zeit gelassen, habe nicht auf die allseits bekannten Touristen-Attraktionen und Foto-Motive geachtet, sondern habe mir die vielen Gebäude und Skulpturen, deren Muster und Formen, einmal ganz genau angesehen und gemerkt: hier kann man doch noch viele schöne Bilder machen, es muss nicht immer das Sony-Center oder der Bahnhof Potsdamer Platz sein. Nach einer kleinen Weile hatte ich dann auch für jeden Hashtag ein paar schöne Bilder gemacht und war doch ganz zufrieden mit meiner Arbeit.
Mit dem Bilder-Knipsen ist das Event jedoch noch nicht vorbei: nach gut einer halben Stunde haben wir uns alle wieder im Marriott Hotel getroffen und sollten für jeden vorgegebenen Hashtag unser schönstes Bild aussuchen. Diese haben Judith und ihre Kollegin dann flink auf ihre PCs gezogen und eine Slideshow daraus erstellt, die wir uns alle gemeinsam angesehen haben. Und so war es doch, obwohl man alleine fotografiert hat, ein sehr soziales Event. Während die Slideshow lief, hat man sich mit den anderen Teilnehmern ausgetauscht, über die Bilder geredet und auch mal zusammen gelacht oder gestaunt, was für interessante und kreative Motive bei den Mit-Fotografen entstanden sind.
Die Hashtags-Tour findet normalerweise jeden Samstagnachmittag, für 4 Stunden, in einem anderen Kiez statt und kostet mit allem Drum und Dran 45 Euro. Im Gegensatz zu meiner abgespeckten Variante, bekommt man hierbei als Vorgabe auch nicht nur vier, sondern satte acht Hashtags, auf Basis derer der jeweilige Kiez erkundet werden soll. Neben der Hastag-Tour gibt es aber auch noch ein paar andere Tour-Modelle zur Auswahl. Beispielsweise die Streetescape-Tour, bei der man nicht auf eigene Faust losgeht, sondern von einem Fotografen begleitet und angeleitet wird oder der zweitägigen Night-Photography Workshop. Auch in Planung ist momentan, unter anderem, eine Food-Photography-Tour, bei der man in verschiedenen Geschäften kleine Häppchen bekommt und diese, bevor man sie vernascht, von ihrer schönsten Seite ablichten kann.
Mein Fazit
Auch wenn ich anfangs skeptisch war und nicht wusste, was auf mich zukommt, kann ich nun definitiv sagen: die Tour hat mir richtig Spaß gemacht. Es war mal etwas ganz Anderes als das übliche Touri-Programm und auch wenn ich meine, Berlin mittlerweile doch ganz gut zu kennen, habe ich die Stadt nochmal mit ganz anderen Augen gesehen. Foto Ruta ist eine kreative neue, natürlich auch der Zeit und Technik angepasste, Art der Stadtführung. Man kann dabei etwas über Fotografie lernen, sieht Orte aus einem ganz anderen Blickwinkel und hat auch noch Spaß dabei. Foto Ruta spricht natürlich primär Touristen an, doch ich finde, auch für Zugezogene, oder gar Berliner selbst, ist das Event eine gute Möglichkeit, die Hauptstadt einmal mit einem anderen Blick wahrzunehmen.