Die Menschen wollen zurück zum Ursprünglichen und weg vom Künstlichen. Diese Bewegung ist beim Essen schon längere Zeit zu erkennen, aber nun legt sich auch zunehmend der Fokus auch auf Getränke – oder besser gesagt Spirituosen.
Handgemachte Spirituosen
Die Destille Berlin hat genau das erkannt und bietet Produzenten handgemachter Spirituosen ein eigenes Festival, um sich und ihre Erzeugnisse vorzustellen. Das ganze wurde nun schon zum 4. Mal umgesetzt, dieses Mal in der Heeresbäckerei in Kreuzberg. In den Jahren zuvor wurde das Event im Gebäude der Markthalle NEUN veranstaltet – aber, glücklicher Weise, ist das Gelände zu klein geworden. Denn es gab insgesamt 500 (!) Sorten zu testen, die natürlich auch ihren Platz brauchen – und, um eins vorweg zu nehmen: nein, wir haben sie nicht alle durch probiert ;) denn:
„Alkohol ist keine Lösung, Alkohol ist ein Destillat.“
Produzenten-Schnack
Das tolle, ähnlich wie bei Messen: Man kann mit den Produzenten reden. Jeder kann hinkommen, es ist keine Art „Fachmesse“, sondern eben für alle offen. Und es ist wirklich interessant, sich mit den Leuten zu unterhalten, denn sie haben alle ihre Geschichte. Die Spirituosen sind nämlich nicht in irgendeinem Meeting zum Thema Umsatzsteigerung entstanden, sondern aus der Leidenschaft heraus.
Am besten fand ich das Pärchen (Kleinbrennerei Fitzke) mit ihrem preisgekrönten Whiskey. Die beiden hatten irgendwie was ganz niedliches, heimeliges und bodenständiges. Sie produzieren ihren Whiskey, weil sie Spaß daran haben. Eben aus Leidenschaft für die Sache. Der Whiskey wurde schon mehrfach von der Whiskey Bible von Jim Murray ausgezeichnet und trotzdem stehen sie, leicht unscheinbar auf dem Festival und erzählen von sich. Wer jetzt übrigens eine Kostprobe bestellen will: Sorry Leute, der Whiskey ist für die nächsten 3 Jahre ausverkauft. Aber ihr könnt den zweitplatzierten kaufen – der stammt nämlich auch von der Kleinbrennerei Fitzke.
Tasting Area
Um interessierten Besuchern mehr Raum und Wissen zu vermitteln, wurde eine Tasting Area eingerichtet. Hier konnten sich einige Produzenten vorstellen, ihre Story erzählen, Hintergrundwissen vermitteln und, natürlich, auch eine Kostprobe verteilen.
Interessant fand ich zum Beispiel die Geschichte vom Absinth. Absinth hat ja den Ruf eine bewusstseinsverändernde Wirkung zu entfalten, weshalb er einige Zeit in Deutschland verboten war. Aber, das lag nicht unbedingt nur an der Kräutermischung oder an irgendwelchen geheimen Destillierungsmethoden – nein, es war einfach nur der schlechte Alkohol. Berühmte Künstler, wie Vincent van Gogh tranken Absinth, weil sie arm waren und sich den guten Alkohol nicht leisten konnten. Menschen suchten immer schon einen Weg sich zu betäuben und so wurden damals wilde Mixturen zu Absinth. Heutiger Absinth hat sicherlich auch noch eine speziellere Wirkung als andere Spirituosen, was aber kaum mehr vergleichbar ist mit der damaligen.
Craft Spirits Awards
Am Vorabend des Festivals saß eine 6-köpfige Jury zusammen und probierte sich blind durch die Spirituosen, um einen Award zu verleihen und die Besten ihrer Kunst auszuzeichnen. In den Kategorien „Wodka, White Dog & Korn“, „Gin, Genever & Wacholder“ und „Whiskey“ wurden die Preise verliehen. Das freut nicht nur die Produzenten, sondern bietet Neulingen auch einen tollen Anhalt, um sich in der Vielfalt zurecht zu finden. Eine Übersicht findet ihr hier.
Wie ist das denn da so?
Auf einem Festival, dass sich um Spirituosen dreht, könnte man Schnapsleichen und Trunkenbolde vermuten – dem ist aber nicht so. Das Ganze ist total schön her- und eingerichtet, denn die Hersteller haben sich viel Mühe bei der Errichtung ihrer Stände gegeben. Spirituosenflaschen sehen meist eh irgendwie toll aus und wenn eine ganze Halle voll damit ist, herrscht einfach eine sehr ästhetische Atmosphäre. Zudem liegt der Eintrittspreis bei 10 EUR. Aber natürlich sind die Leute dort, um zu probieren. Einen Promillewert von 0,0 wird man wohl bei niemandem dort finden. Die Stimmung ist eher freundlich und ausgelassen. Und wer doch mal einen Schluck zu viel getrunken hat, der konnte sich draußen bei den Food Trucks wieder nüchtern essen ;)
Fazit
Wir wünschen uns mehr davon. Neben den allseits beliebten Streetfood Märkten, können doch ab und an auch ein paar Craft Spirits Märkte stattfinden ;) Ansonsten freuen wir uns einfach auf das nächste Jahr.