Bisher sind Schokohörnchen und Schokocroissants eher eine Enttäuschung: In einen Blätter- oder Milchbrötchenteig eingewickelt befindet sich meist entweder ein fingernageldünner und barthaarlanger Streifen undefinierbarer Schokolademasse – oder die Schöpferinnen der jeweiligen Backware haben gleich ganz aufgegeben und das sogenannte Schokocroissant lediglich mit einigen Streifen kakaohaltiger Fettglasur versehen. Und wenn man sogar so verzweifelt ist und im Supermarkt zur Packung mit der versprochenen Kombination aus Teig und Schokolade greift, wird einem bald schlecht: Zu künstlich schmeckt das Brot und seine Füllung.
Die Kame Japanes Bakery & das beste Schokohörnchen
Umso größer war der Lichtblick, als wir unsere Zähne in das Schokohörnchen der japanischen Bäckerei Kame in der Charlottenburger Leibnizstraße graben durften. Eine daumendicke Füllung aus cremiger, zartherber Schokolade wird von einem etwas ungewöhnlichen Hefeteighörnchen umhüllt. Mag sein, dass nach all den schokoladegehypten Enttäuschungen dieses Gebäck besonders gut schmeckt, aber eins ist sicher: Das Schokohörnchen von Kame gehört mit zu den besten (und ehrlichsten), die man in Berlin kaufen kann.
Nicht nur süß, sondern auch herzhaft
Das heißt allerdings nicht, dass es im Kame nur Süßes zu kaufen gibt: Die beliebten Pans sind zwar Hefeteiglinge, deren Füllung kann aber ganz unterschiedlich ausfallen. Viele kennen vielleicht die rote Bohnenpaste, es gibt allerdings auch Füllungen mit Rind- oder Gemüsecurry, Thunfisch oder Vanillecreme. Daher werden Pans, anders als deutsche Brötchen zum Beispiel, nicht mit nach Hause genommen und beschmiert oder belegt, sondern meist direkt gegessen – daher auch die Füllung.
Wer es allerdings, dem geschäftigen Café-Betrieb gerecht werdend, eher süß mag, hat eine große Auswahl: Vom Macha-Cheesecake zum Tiramisu mit grünem Tee und einem Pound-Cake, einer Art Rührkuchen, finden Besucher des Kame eine große Auswahl. Uns ins Auge gefallen ist vor allem das Eclair, ein traditionell französisches Gebäck. Statt mit einer süßen Füllung ist dieses Eclair allerdings mit einer etwas herben Creme aus Houjicha, geröstetem Tee, versehen – und schmeckt daher zwar etwas ungewöhnlich, aber im positiven Sinn.
Kaffee & Tee
Neben der Auswahl an verschiedenen Kaffeeformen, vom einfachen Milchkaffee bis zum Latte Macchiato, gibt es auch unterschiedliche Tees im Angebot. Je nach Teeart liegen die preislich natürlich etwas höher, aber schon der “normale” grüne Tee kommt in einer Kanne daher. Dass eine eigene Teespezialistin den Einkauf für das Kame erledigt, schmeckt man auch bei der günstigsten Variante, die mit ihrem feinen Geschmack nach Gras überzeugt – so wie guter japanischer Tee eben schmecken sollte.
Japanese Food: Onigirazu
Außerdem bietet das Kame in seinen hell eingerichteten Café-Räumen auch Onigirazu an. Das kann man sich als eine Art Reissandwich vorstellen, welches mit verschiedenen Inhalten gefüllt wird – vom Schnitzel über Thunfisch bis zu Tamago, japanischem Omelett, und Tempeh. Ein bisschen erinnert das ganze an ein etwas mächtigeres Sandwich, wird kalt gegessen und liegt durch die Schicht aus Reis und Algen nicht so schwer im Magen. Leider ist die Tempeh-Variante die einzige vegane Alternative bei den Onigirazu. Vegetarier und Omnivoren können aber bedenkenlos diesen japanischen Foodtrend ausprobieren.
Atmosphäre & Einrichtung im Kame
Authentizität ist dem Team um die drei Gründer und Bäckerin Kaoru besonders wichtig. Das merkt man am Angebot, aber auch am Interieur. Für westliche Gewohnheiten wirkt dies vielleicht etwas spärlich und nüchtern, entspricht aber dem japanischen Flair. Trotzdem möchte einer der Gründer, Daniel Roters, noch ein bisschen mehr Aufwand in die Einrichtung stecken. Dass ihm das ein persönliches Anliegen ist, merken wir an den Tischen, Stühlen und Bänken: Die hat der gelernte Tischler alle selbst gezimmert. Geplant ist nicht nur, die Inneneinrichtung etwas stimmungsvoller zu gestalten, sondern auch das Angebot mit den Öffnungszeiten zu erweitern. Seit Mai hat das Kame bis 20 Uhr auf, bald sollen Bier und vor allem Saké, japanischer Reiswein, folgen.
Fazit
Alles in allem bietet das Kame, übrigens japanisch für Schildkröte, ein spannendes Angebot an Snacks und Backwaren. Natürlich ist das Angebot mit dem einer deutschen Bäckerei nicht zu vergleichen, die Backtraditionen sind dafür zu unterschiedlich. Aber für Japan-Begeisterte gibt die kleine Bäckerei mit Café-Betrieb in der Leibnitzstraße einen spannenden Einblick mit Pan, Kuchen und Onigirazu. Und haben wir schon schon erwähnt, wie lecker die Schokohörnchen sind?
Adresse und Öffnungszeiten von der Kame Japanes Bakery:
Kame Japanes Bakery
Leibnizstraße 45
10629 Berlin
Mo-Mi: 11.00-20.00 Uhr
Do-So: 11.00-22.00 Uhr
Mitte:
Linienstraße 113
10115 Berlin
Mo-Sa: 12.00-19.00 Uhr
So: geschlossen