Kategorie-Archive: Essen & Trinken

Crafterie: „Gimme that Schnitzel!“

Ich weiß nicht, ob ich damit alleine bin, aber ich gehe eher selten in Hotelrestaurants. Selbst wenn ich dort übernachte. Und schon gar nicht, wenn ich kein Übernachtungsgast bin. Durch eine fremde Lobby laufen, mich dort fehl am Platz fühlen … nee, nicht mein Ding. Die Crafterie ist ein solches Hotelrestaurant. „Moderne deutsche Küche mit Twist“ wird laut Website serviert. Erste gute Nachricht: Man muss nicht durch die Lobby, um hineinzukommen.

Lässiges Outfit, gehobener Service

Die Zweite: Es fühlt sich nur ein bisschen nach Hotel an. Die Einrichtung ist hell, freundlich, modern, In der Mitte des Raums stehen lange Community Table mit Barhockern, an der Wand sind kleine Bänke an den Tischen und Enten der großen Fensterfront tummeln sich Tische mit extrem bequemaussehenden Stühlen. Wir liebäugeln kurz damit uns in die Sofaecke zu fläzen, aber zum Essen macht so ein ordentlicher Tisch doch mehr Sinn.

Kaum sitzen wir, flitzt ein gutgelaunter Kellner in weißen Sneakern und weiß-grauem T-Shirt herbei. Ungewöhnliche Dienstkluft für ein schickes Hotel, finde es aber ganz cool. Den gelernten gehobenen Service kann er natürlich nicht abschütteln – und ich denke, das ist eine wunderbare Mischung.

„Erwähnte ich schon das Schnitzel? Große Liebe“

Die Vorspeise ist der „Craft-Salad“ mit Römersalat, Spitzkohl, Hähnchens, getrockneten Tomaten, Parmesan, Roggenbrot-Croutons und Cesar-Dressing. Von Letzterem hätte es ein Schluck weniger sein dürfen, aber dennoch schmeckt der Salat so gut, dass wir Freude gespannt darauf sind, was da noch kommen wird.

Der Kellner bringt zwei Teller. Als ich erkenne, was jeweils darauf liegt, rutscht mir „Gimme that Schnitzel!“ raus. Ich habe Glück und mein Enthusiasmus wird nicht abgewertet, sondern erheitert lächelnd angenommen und in Mitte ist Englisch ja ohnehin die offizielle zweite Landessprache. Zurück zum Schnitzel. 

Das Kalbsschnitzel vom Linumer Wiesenkalb ist so zart, dünn, knusprig und buttrig, wie es golden auf meinem Teller liegt. Der hausgemachte Kartoffelsalat ist leider etwas kalt und so auch ein wenig fad, aber erwähnte ich schon das Schnitzel? Große Liebe. #idontshare

Wilde Erbeersauce mit fluffigen Wölkchen

Auf dem anderen Teller wohnt das „Innside Sandwich“, zusammengesetzt aus Bauernbrot, Putenbrust, Rucola, Speck, Rote Bete, Zwiebeln und gekochtem Ei. Ein Turm, der mich optisch fast überfordert; im positiven Sinne. So bunt, so groß. Ob ich das wohl in den Mund bekomme, einfach abbeißen kann? Antwort ist: Yes, I can! Eine große Klappe kann Vorteile haben. Die warmen, kalten, knusprigen und saftigen Komponenten spielen herrlich zusammen. Besonders das Brot hat es meiner Begleitung angetan. Das will was heißen, er ist großer Brotfan und Kenner – quasi Hobby Brot-Sommelier.
Zum Nachtisch teilen wir uns eine Joghurt Mousse mit hausgemachter wilder Erdbeersauce. Teilen will heißen, dass ich als Erste probiere und dann versuche, möglichst unauffällig, etwas mehr als die Hälfte der zwei fluffigen, weißen Wölkchen zu essen.

Fazit: Mehr Liebe für Hotelrestaurants

So ganz lässt sich der Hotel-Charakter nicht abschütteln, aber inzwischen glaube ich, das ist gar nicht so übel. Vermutlich verpasse ich was, wenn ich weiter so eingeschränkt denke. Im Fall der Crafterie im Innside von Meliá wäre es so gewesen. Wirklich gute Schnitzel findet man gar nicht so oft in Berlin – wenn ich mal wieder in Mitte bin, weiß ich jetzt, wo ich eins finde.

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Modern, hell, ein wenig industrial – und auch ein wenig hotelig aber trotzdem sehr angenehm.
Preisniveau | Einen gehobenen Mittagstisch inkl. zwei Gängen + Softdrink gibt es für 15 Euro. Für die Abendkarte muss man etwas mehr aus dem Geldbeutel ziehen.
Besonderheiten | Mittagstisch in Buffetform für Geschäftskunden (Sah sehr lecker aus, war fast etwas neidisch. Aber ich hatte ja mein Schnitzel, also ist alles gut.).

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Haltestelle | U Naturkundemuseum
Öffnungszeiten | Mo-Sa: 12:00 bis 22:30, So: Geschlossen
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Moksa Update – Die Türen öffnen sich erneut

Es ist eine Weile her, seit wir das Moksa besuchen konnten. Den festen Standort mussten Inhaber Zed und sein Team aufgeben, waren danach per Foodtruck unterwegs, haben aber seit Juni 2019 wieder einen Laden in der Oranienstraße. 

‚Authentische‘ indische Küche gibt es nicht!

Geblieben ist Zeds Willen, mit seinem Moksa ein Gegengewicht zu den bestehenden indischen Restaurants bieten. Das fängt schon damit an, dass er keine “authentische” indische Küche bieten will — die gibt es nämlich gar nicht. Der riesige indische Subkontinent besteht stattdessen aus vielen Regionalküchen mit unterschiedlichen Traditionen und Gerichten. Zeds Ziel ist es, bestimmte Gerichte als Grundlage zu nehmen und diese so gut und natürlich lecker wie möglich seinen Kunden zu präsentieren. Der gelernte Koch versucht dabei, möglichst alles selbst zu machen: das Tempeh, das Tandoori-Hühnchen, den Sauerteig für das frisch gebackene Naanbrot, die Gewürzmischungen für das Dal.

Das Geheimnis der Qualität im Moksa

Dabei ist ihm die Qualität der Zutaten natürlich wichtig – so wichtig, dass er sich in Indien selbst ein Netzwerk an Zulieferern aufgebaut hat und die drei (angeblich einzigen) Großverkäufer indischer Zutaten in Deutschland so umgeht. Daher schmeckt Zeds Essen auch nicht wie beim Durchschnitts-Inder – viel eher merkt man die Sorgfalt, Experimentierfreude und Recherche, die in seinen Gerichten steckt. So erzählt Zed, wie er den Teig für das Naanbrot immer wieder variiert hat, bis er mit dem jetzigen Ergebnis zufrieden war. Das gleiche gilt für das Tandoori-Hühnchen: er hat es unterschiedlich lange und in verschiedenen Marinaden eingelegt, bis er den richtigen Dreh heraus hatte. Das ganze wäre natürlich einfacher gegangen, hätte er auf Fertigwaren zurückgegriffen, aber dann wäre das Moksa nicht wirklich anders als die anderen Imbisse.

Mit dem ständigen Bemühen, besser zu werden und mehr zu lernen – damit spielt vielleicht auch der Name Moksa. Im Sanskrit hat Moksa viele Bedeutungen: Abenteuer, Erleuchtung, heiliger Ort – aber in erster Linie wird es verstanden als Ausbruch aus dem Kreis der Wiedergeburten. Vielleicht ist das Moksa für Zed auch der Versuch, aus dem ewigen Hamsterrad des Gastronomiebetriebs herauszutreten und persönliche Erfüllung zu erlangen. Vielleicht will er auch nur einfach gutes Essen servieren. Schauen wir uns das mal an.

Frisch, saftig und würzig

Bestellt haben wir eine Bowl mit Reis und selbstgemachten Tempeh mit einer Dal-ähnlichen Soße. Dazu gab es noch frisch im Tandoor-Ofen gebackenes Naanbrot. Die Bowl mit Reis und Tempeh war würzig und könnte auf manche Zungen scharf wirken, überraschte aber mit einem recht fruchtigen Geschmack. Das selbstgemachte Tempeh zerfiel beinahe vor Zartheit im Mund, im Vergleich zu den kaufbaren Tempehs war das ein überraschender Kontrast.

Das frische Naanbrot, leicht mit Knoblauchbutter bestrichen, war allerdings das eigentliche Highlight unseres Besuchs. Das Team des Moksa formt das Naan aus einem frischen Sauerteig (mit einer rund 154 Jahre alten Sauerteig-Kultur!) und backt den Fladen im Tandoor-Ofen. Es kommt dampfend frisch auf den Tisch, ist saftig, knusprig und behält seine einzigartige Textur auch nach dem Abkühlen. In das Dal getunkt, unterstützt es die Würze der Soße. Man merkt die Mühe und den Versuch von Zed und seinem Team, das wahrscheinlich leckerste Naanbrot in Berlin zu servieren.

Neben der Bowl wird auch ein Naan-Sandwich angeboten sowie ein Parathadia: Dabei wird ein Naanbrot gebraten und mit verschiedenen Beilagen, wie Fleisch oder Tempeh gefüllt. Daneben gibt es noch verschiedene Kleinigkeiten. Auch das Mishti Doi aus unserem letzten Besuch hat es auf die Karte geschafft. Allerdings kündigt Zed uns gegenüber an, die Karte etwas zusammenzustreichen und so mehr Platz für Gerichte mit eigener Hintergrundgeschichte zu schaffen. Erhalten bleibt auf jeden Fall das Ziegenfleisch. Von dem schwärmt uns Zed vor und scherzt, dass er hofft, seinem Lieferanten stößt nichts zu, denn Zed wüsste nicht, wo er einen Ersatz für solch gute Qualität auftreiben sollte. Die Geschichte, wie Zed an seinen Zulieferer gelangt ist, gehört mit zu den Stories, die er vermehrt erzählen will.

Fazit

Die Preise sind vielleicht etwas höher als erwartet, da aber große Teile des Angebots selbst gemacht sind, gehen sie in Ordnung. Zudem ist geplant, die Getränkekarte bald um frisch gemixte Cocktails und Longdrinks zu erweitern. Bis dahin können sich aber Besucher des Moksa an den angebotenen Gerichten erfreuen – die bieten nämlich ungewohnte Aromen zu einem angemessenen Preis. Und das wahrscheinlich beste Naanbrot von ganz Berlin.

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Gelassen und ungezwungen
Preisniveau | Bowl ab 7,00 EUR, Riesling 0,2 3,50 EUR, Bier 0,5 4,00 EUR
Besonderheiten | Eigenes Netzwerk von Lieferanten direkt in Indien

KONTAKT
Haltestelle | U Görlitzer Bahnhof
Öffnungszeiten | Mo-Fr: 12:00 bis 22:00, Sa: 18:00 bis 22:00, So: Geschlossen
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Japan trifft Berlin im JABE

Seit etwa drei Monaten gibt es das JABE – ein neues japanisches Restaurant das landestypische Gerichte in moderner Location serviert. Es liegt zwischen der U-Bahn-Station Rosa Luxemburg Platz und dem Alexanderplatz, ist also auf verschiedenen Wegen entspannt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Gourmetküche präsentiert im Kantinenstyle

Die zwei großen Schaufenster bieten uns schon vor dem Betreten einen ersten Blick ins Innere. Die vielen kleinen Tische und das warme Licht strahlen ein gemütliches Ambiente aus und versetzten uns in freudige Erwartung auf den Abend bei Jabe in der Alten Schönhauser Str. 7-8 in Mitte.

Im Eingangsbereich angekommen, sind wir sofort mitten im japanischen Flair. Das Lokal ist minimalistisch eingerichtet und stilsicher dekoriert. Eine große Blumenvase mit opulenten Blütengestecken ziert den Empfangstresen. Die Restauranttische sind in schlichtem schwarz gehalten, Teelichter und kleine Gestecke ergänzen das Gesamtbild. Rein optisch erinnert das Jabe an eine Mischung aus moderner Kantine und elegantem Gourmetlokal. Aus der Küche, die gleich hinter dem Tresen platziert ist, strömt uns ein angenehmer Essensduft entgegen. Auf der linken Seite ist der Bartresen bereits von den ersten Feierabend-Gästen belebt. Hinter dem Tresen poliert der Bartender die Gläser und hinter ihm stapeln sich die Spirituosen für die verschiedensten Drinks. Auf der rechten Seite ist fast jeder Tisch besetzt. Irgendwo im hinteren Bereich des Speiseraumes wird laut gelacht, was wir bisher nur hören können. Es ist Dienstag 19.30 Uhr- gut, dass wir reserviert haben.

Kulinarisches Labyrinth im Jabe

Die Servicekräfte ziehen in Windeseile an uns vorbei und wir warten einen Moment im Entré bis wir von einer sehr freundlichen englischsprechenden Asiatin an unseren Platz direkt am Fenster geführt werden. Mir fällt sofort das schön arrangierte Besteck und Geschirr und die farblich abgestimmten Servierten auf und ich bin gespannt, ob mich auch das Essen so faszinieren wird wie es die Tischdeko vorab tut. Mal vorausgeschickt, die Speisen sind ziemlich interessant. Die Speisenkarte ebenfalls und gleichzeitig auch etwas unübersichtlich, da sich das Dessert neben dem Bier befindet und die Hauptgerichte auf mehreren Seiten verteilt sind. Wir entscheiden uns im ersten Schritt für das einzige nicht-deutsche Bier auf der Karte. Ein asiatisches Tiger-Bier und sind zufrieden mit der Wahl.

Nachdem wir uns ein bisschen in die Karte eingefunden haben, bestellen wir zwei sehr vielversprechend klingende Gerichte: Eine Yakiniku Bowl mit Rindfleisch und pochiertem Ei und Ome Rice, ein japanisches Omelett mit gebratenem Reis und Garnelen. Als Vorspeise gibt es Gyoza Meat, Dumplings mit Schweinefleisch gedämpft und gegrillt, wie die Karte es beschreibt.

Die Atmosphäre ist belebt und viele junge und auch ältere Paare verbringen den Abend im Restaurant. Die englisch- und deutschsprechenden Servicekräfte sind wahnsinnig bemüht und geduldig – Bis ich mich für eines der vielen Gericht entscheiden kann dauert es etwas, denn verschiedene Dinner Tapas, Dinner Mains und Sushi machen die Auswahl nicht einfach. Während wir auf das Essen warten, erzählt der Inhaber, der sich uns als Duc vorstellt, dass er aus Westberlin stammt und das JABE nicht sein erstes und einziges Lokal ist. Warum es JABE heißt frage ich ihn dann und er sagt: „Ganz einfach, ein Mix aus Japan und Berlin“, dabei zeigt er auf den großen leuchtenden Schriftzug im hinteren Teil des Restaurants wo JapanXBerlin gut erkennbar in neongelben Buchstaben leuchtet.

Ein bisschen Fusion ist auch dabei

Als wir Gericht Nummer eins bekommen, staunen wir nicht schlecht als der Kellner das Omelett vor unseren Augen auf dem Teller feinsäuberlich ausklappt bis es über den gebratenen Nudeln liegt und der Dampf aus dem Inneren aufsteigt. Soße gibt es auch noch oben drüber. Meine Bowl ist weniger kompliziert zu servieren, schmeckt aber sehr lecker dank toller Gewürze und zartem Rindfleisch. Das pochierte Ei ist ein mir unbekanntes, aber interessantes Extra. „Das haben wir uns nicht neu ausgedacht“, meint Duc dazu „wir wollen unseren Gästen einfach typisch japanische Speisen in sehr guter Qualität bieten.“

Nachdem wir den Hauptgang genossen haben, gibt es mit Empfehlung von Duc für jeden noch eine Kugel Sesam Eis, was uns optisch und geschmacklich nicht unbeeindruckt lässt und ein leckerer Abschluss für einen schönen Abend ist.

Fazit

Im Jabe gibt es viele verschiedene und hochwertige japanische Gerichte, für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bar und Lokal geben die Möglichkeit zu entscheiden, ob man nur etwas trinken oder länger bei einem guten Essen verweilen möchte. Ein Teil des Lokals bietet mehr Privatsphäre oder auch Raum für größere Gruppen, der andere Teil einen schönen Ausblick raus auf die Alte
Schönhauser Straße und Tische für zwei. Man sollte auf jeden Fall reservieren, um einen gemütlichen Abend dort zu verbringen oder man lässt sich das Essen nach Hause liefern.

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Gelassen, angenehm für einen Abend mit Freunden
Preisniveau | Hauptgerichte ab 9,50 EUR , 0,5 Bier 3,50 EUR
Besonderheiten | Restaurant und Bar in einem, es muss also nichts zu Essen bestellt werden

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Haltestelle | U Rosa-Luxemburg Platz
Öffnungszeiten | Mo-Do: 12:00 bis 16:00 Uhr und 17:30 bis 22:00, Fr: 12:00 bis 16:00 und 17:30 bis 23:30 Uhr, Sa: 12:00 bis 23:30 Uhr, So: 17:00 bis 21:30
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Café Westberlin – Arbeitsatmosphäre und Koffeinnachschub

Minimalistisch, modern, offen und hell. Das sind die Adjektive, die mir in den Kopf springen, als ich den Coffee- und Mediashop an der Friedrichstraße das erste Mal betrete. Die Wände sind weiß, der Tresen ist aus Holz und einige Elemente sind Neon gefärbt. Das Café war bereits bei unserer Ankunft gut gefüllt. Hauptsächlich Junge Menschen Mitte bis Ende Zwanzig sitzen an den Tischen der Location und arbeiten an Laptops. Das scheint der Hauptgrund fürs Kommen vieler: Arbeit. Dem Büro und dessen kahlen Wänden entfliehen und in einer anderen Atmosphäre unter anderen Menschen produktiv sein.

Im Café produktiv sein – Geht das überhaupt?

Wir bestellen unseren Kaffee am Bestelltresen und nehmen dann im hinteren linken Teil des Cafés an einen großen Tisch platz. Uns gegenüber sind bereits alle in ihre Notebooks vertieft. In der Mitte des Tisches befinden sich Mehrfachsteckdosen, die ich sofort nutze. Normalerweise herrscht in Cafés eine Grundlautstärke, die mir zum arbeiten zu laut ist. Doch im Westberlin ist diese Grundlautstärke absolut in Ordnung und das, obwohl an einigen Tischen weiter geplaudert wird und neben uns ein Golden Retriever die Aufmerksamkeit und viele Streicheleinheiten auf sich zieht. Vielleicht ist es diese Macher-Mentalität, die den Raum erfüllt, welche mich ungestört arbeiten lässt, ich kann es nicht genau sagen. Die Zeit vergeht jedenfalls wie im Flug und als ich das nächste Mal meine Augen vom Bildschirm abwende ist mein Flat White und der Filterkaffee meiner Kollegin leer sowie einige Aufgaben auf meiner To-Do Liste erledigt.

Kreuzberger Szene-Preise

Wir bestellen keine zweite Runde Kaffee, sondern rollen allmählich unsere Netzkabel zusammen und klappen unsere Laptops zu. Der Kaffee war stark, frisch und heiß, so wie man ihn haben möchte. Der Preis ist leider, typisch für die Gegend, etwas höher. Bei meinem durchschnittlichen Kaffee- und Teekonsum während der Arbeit würde ich bei einem längeren Aufenthalt im Westberlin so einige Euros dalassen. Schade eigentlich. Für mich ist das Café also nur für einen kurzen Tapetenwechsel geeignet und nicht um über mehrere Stunden an etwas zu arbeiten.

Fazit

Guter Kaffee, super Atmosphäre und gute Möglichkeiten zum Arbeiten, aber etwas zu teuer für meinen Geschmack.

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Entspannte Arbeitsatmosphäre
Preisniveau | Espresso 2,40 EUR, Filterkaffee 3,00 EUR
Besonderheiten | Coffeeshop mit Mediashop

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Haltestelle | U Kochstraße/ Checkpoint Charlie
Öffnungszeiten | Mo-Do: 08:30 bis 19:00 Uhr, Fr-So: 10:00 bis 18:00 Uhr
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Ristorante Sale e Tabacchi – Lunchen ohne Food-Koma

Durch die großen Fensterfronten sieht man Berlins Geschäftswelt in strammen Schritten am Restaurant vorbeiziehen. Schnell, hektisch und gestresst. Doch im Sale e Tabacchi wird zwischen den verschiedenen Mittagsmenüs entschieden. Das Restaurant ist nicht für wenige ein Teil der Tagesroutine. Die helle Location füllt sich zur Mittagszeit mit immer mehr Geschäftsleuten, die planen, hier ihre Mittagspause zu verbringen. Wie wir uns nach unserem Essen einig sind: eine sehr gute Entscheidung.

Mal schnell eine Laugenstange mit Schnittlauch und Butter vom Kiosk oder fast Food vom Imbiss gegenüber vom Büro, für die Mittagspausen gilt meist: Hauptsache schnell und irgendwie füllend. Doch anschließend hat man, nicht wie erhofft, neue Energie um den Arbeitstag zu beenden, sondern eine Träg- und Müdigkeit, die einen auch durch den Rest des Tages begleiten.

Wir haben die Mittagsmenüs im Sale e Tabacchi in Kreuzberg am Checkpoint Charlie getestet. Offenbar ist der Italiener schon für viele Angestellte der umliegenden Arbeitsplätze zum Mittagstreff geworden. Ab 12:45 füllen sich die Tische rasant mit Arbeitskollegen der verschiedensten Branchen.

Ausgewogener Lunch im Sale e Tabacchi

Zwar hört sich die gesamte Speisekarte des Restaurants für alle Italien-Fans sehr verlockend an, denn schon beim überlesen der Fisch-, Fleisch- und Nudelgerichte geht einem das Wasser im Mund zusammen. Wir waren jedoch besonders an den angebotenen Mittagsmenüs interessiert. Diese bestehen aus einer Vorspeise, meist eine Suppe oder ein Saisonsalat, und einem Hauptgericht. Zur Wahl stehen vier Menüs, dessen Preise bei 11,50 EUR starten und bei 19,00 EUR enden. Ich entscheide mich für das vegetarische Risotto mit einem Saisonsalat vorab. Mein Gegenüber wählt das Schwertfischfilet mit Kartoffeln und dem Spinatsalat.

Energie für den Tag und kein Food-Koma

Der Salat steht flott auf unserem Tisch, jedoch ohne Dressing oder Vinaigrette. Diese mixt man sich nach belieben mit dem, auf dem Tisch bereitstehendem, Olivenöl, Balsamicoessig sowie Pfeffer und Salz. Dazu schmeckt das fluffige Chiabatta einfach köstlich.
Zwischen Vorspeise und Hauptspeise vergeht nicht viel Zeit und ich sehe bereits von weitem mein, durch den Chicoree rosafarbenes, Risotto. Der erste Bissen ist wunderbar heiß und cremig, die leichte Bitternote des Chicorees spielt perfekt mit der Sämigkeit des Parmesans. Die Portion füllt den Teller und meinen Magen, doch obwohl ich das Restaurant gesättigt verlasse, ist es kein bedrängendes oder gar unangenehmes Völlegefühl. Im Gegenteil: Durch den frischen Salat und die heiße Hauptspeise fühle ich mich wieder voller Energie und nicht als ob ich erst ein Mittagsschläfchen halten müsste, bevor es zurück an den Schreibtisch geht.

Auch meine Kollegin ist sehr von ihrem Schwertfisch beeindruckt. Zwei saftige Stücke Schwertfisch sowie eine leichte Soße und Kartoffeln bilden ihre Hauptspeise. Unsere Teller sind leer und auch in unserem Brotkorb ist zum Ende des Essens nicht mehr viel zu finden.

Fazit

Das Sale e Tabacchi ist ein Italiener, wie man ihn sich wünscht. Vielfältige Speisen, angenehmes Ambiente und vor allem lecker. Wenn ihr in der Nähe des Checkpoint Charlie euer Büro habt, dann empfehle ich unbedingt, einmal eure Mittagspause in diesem Italienischen Restaurant zu verbringen. Doch auch wer für ein nettes Dinner noch ein Restaurant in der Gegend sucht, sollte das Sale e Tabacchi im Hinterkopf behalten.

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Um die Mittagszeit herrscht eine geschäftliche, aber angenehm gelassene Atmosphäre
Preisniveau | Vorspeisen ab 9,50 EUR, Hauptspeisen ab 9,50 EUR bis 28,00 EUR
Besonderheiten | Wechselnde Mittagsmenüs

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Haltestelle | U Kochstraße/ Checkpoint Charlie
Öffnungszeiten | Mo-So: 12:00 bis 01:00 Uhr
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Dave B. – Taste Five: „Es gibt so viel zu probieren. Ich fürchte, mein Magen ist zu klein“

Das Dave B. Taste Five ist ein klassischer Fall von „Außen: Häh?, Innen: Nice!“. Langweiliger, cleaner Neubau trifft wuselige Street Food Market Atmosphäre. Ich muss zugeben, es ist extrem unwahrscheinlich, dass ich mich spontan beim Vorbeigehen, hineinverirrt hätte. Drei Jahre sind sie schon in meiner Nachbarschaft und ich hatte keine Ahnung, was ich verpasse.
Wir kommen um 12 Uhr an und der Laden ist schon ganz gut besucht. Es riecht nach Kaffee, Curry und Braten. Klingt verrückt, ist aber ziemlich fabelhaft. Wir blicken in einen Raum voller Counter verschiedenster Aufmachung mit dazu passendem Mobiliar im Dunstkreis. Von plüschigen Kaffeeschlürfsesseln über klassische Bistrotische bis zum langen funky Community Table ist alles dabei. Fünf Restaurants in einer Location, aus einer Hand. Klingt spannend. Erst mal Übersicht verschaffen.

Dave B. Taste Five: „Eine Küche im Container. Ein echter Container. Vom Schiff und so.“

Die BARISTERIA ist ganz vorne. Der In-House-Coffee-Shop mit einer speziellen Dave B. Röstung der Berliner Kaffeerösterei bietet, neben herrlich duftendem Kaffee, Stullen aus frischem Sauerteigbrot und eine Vitrine voll mit knusprigen Backwaren und saftigen Kuchen. Rechts nebenan: PETER+SILIE, der Vegie-Tresen. Hier gibt es vegetarische und vegane Gerichte, wie zum Beispiel Salate aus Mason Jars und zur kalten Jahreszeit auch Warmes, wie wechselnde Suppen. Gegenüber: Der Highlight-Counter, das OMG. Eine Küche im Container. Ein echter Container. Vom Schiff und so. Schon über die sieben Weltmeere gereist. Und in diesem Container werden wechselnd internationale Speisen gekocht.
Um die nächste Ecke: FARINATA. Hier gibt es Ofengerichte wie Pizza, Lasagne, Gratin und Quiche. Noch mal um die Ecke und somit wieder vorne neben dem Coffee Counter: DELICUT – der Counter für Fleischfans. Hier findet man Krustenbraten, hausgemachte Buletten, Pulled Pork, Pastrami und Rippchen mit eigener BBQ-Sauce.

„frisch zubereitet“, „hausgemacht“, „Berliner Lieferanten“

Küchenchef Thomas Wosch (guter Typ) zeigt uns – nicht ohne Stolz – den Laden. Ich höre immer wieder „frisch zubereitet“, „hausgemacht“, „Berliner Lieferanten“, „soviel regional, wie möglich“ und habe ein schrecklich schlechtes Gewissen, weil ich ständig abdrifte, schnuppere und eigentlich nur darüber nachdenke, was wir wohl essen werden. Es gibt so viel zu probieren. Ich fürchte, mein Magen ist zu klein. Ich kann mich unmöglich entscheiden.

Ich habe Glück. Als wir mit der Runde fertig sind, sagt Thomas: „Ich lasse euch ein paar Sachen fertigmachen und bringe sie an den Tisch“. Ein Teil von mir ist enttäuscht, dass ich nicht aussuchen werde, aber eigentlich bin ich erleichtert. Hier müssen wir nicht mal Self Service betreiben, wie alle anderen – wobei ich damit so gar kein Problem hätte.

„Langweilig ist anders“

Ich nuckle grade erst ein paar Minuten an meinem alkoholfreien Craftbeer, als schon der erste Teller kommt. Salat. Spicy Saigon: Marinierter Mozarella, Rotkohl, Karotten, Spinat, Kräuter, Minze, grüne Bohnen, Erdnüsse, Reisnudeln mit Lemon-Fishsauce-Vinaigrette. Sieht nicht besonders spektakulär aus. Umso überraschter bin ich, wie viel Wums darin steckt. Langweilig ist anders. Ein paar mehr Reisnudeln oder etwas Brot dazu, und er wäre quasi perfekt für uns gewesen. Kurz danach kam vom OMG Container Counter ein Rotes Curry mit Ente. Das Gemüse war knackig, die Sauce super aromatisch und das Fleisch war knusprig und nur am Rand etwas trocken. Egal, war richtig lecker.
Darauf folgte noch eine kleine Pizza mit Frischkäse und Lachs, frisch aus dem Ofen. Herrlich.
Und dann? Dann waren wir voll. Dabei hätten wir gerne noch so viel mehr probiert. Müssen wir wohl wieder kommen.

Fun Fact

Der Name „Dave B. Taste Five“ spiegelt nicht nur das Prinzip der für Küchen wieder. Er ist auch eine Hommage an den legendären Jazz Pianisten Dave Brubeck und seinen, aus keiner Hotellobby wegdenkbarem, Evergreen „Take Five“ (Das heißt aber nicht, dass dort den ganzen Tag nur Jazz dudelt.).

Fazit

Hier nichts zu finden von dem man satt und glücklich wird, scheint mir eine echte Herausforderung zu sein. Das sieht am auch am Klientel. Im Einzugsgebiet liegen Uni, Banken, zahllose Büros – von allen Tierchen findet sich was und alle scheinen glücklich mit ihrem Essen. 

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Wuselig, abwechslungsreich, bunt
Preisniveau | Unter 10 Euro satt werden ist easy drin
Besonderheiten | Verrückte Sache: Der Veggie-Counter PETER+SILIE hat sein eigenes Magazin mit Veggie-Rezepten und Berichten – Das Vegazin. Cool: Die Salate kann man gegen Pfand auch umweltfreundlich im riesigen Mason Jar mitnehmen

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Haltestelle | U Ernst-Reuter-Platz
Öffnungszeiten | Mo-Fr: 07:00 bis 19:00 Uhr, Sa-So: Geschlossen
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Försters: Hausmannskost mit regionalen und veganen Zutaten

Der Prenzlauer Berg hat Zuwachs bekommen: Das Försters in der Dunckerstraße. Bei dem Namen könnt ihr sicherlich schon vermuten, dass es sich weder um eine asiatische, noch israelische Küchenausrichtung handelt. Es ist vielmehr eine Ode an die deutsche Hausmannskost, die sich in einer herrlichen Mischung aus bodenständigen Gerichten und modernem, stilvollem Ambiente präsentiert. 

Und es geht doch: Typisch deutsche und 100% vegane Küche im Försters

Ich bin durchaus entzückt über diese Neueröffnung. Vegane Restaurants gibt es viele in Berlin und ich freue mich über (fast) jedes einzelne. Das Försters hat sich jedoch in einer Ecke positioniert, die bislang kaum besetzt wurde. Vermutlich haben sich noch nicht allzu viele Gastronomen an die Veganisierung klassisch deutscher Gerichte herangetraut. Ihr kennt das, entweder ist das Essen eher super healthy oder genau das Gegenteil. Speisen, mit denen ich zumindest noch aufgewachsen bin, fehlen in der veganen Restaurantlandschaft meist.

Ente, Roulade, Rotkohl und Klöße

Ein typisches Weihnachtsessen, das wir da im Försters gegessen haben, oder? Die Rouladen und die Ente gab es natürlich getrennt, nur falls jemand mit großen Hunger vorm Screen gerade anderes vermutet. Dazu gab es wahlweise Maronensuppe oder Risotto als Vorspeise und Lebkuchenparfait oder Creme Brulee als Dessert. Zugegeben, letzteres ist nicht typisch deutsch, aber dennoch eine Nachspeise, die sich großer Beliebtheit erfreut. Auch ein echtes Schmankerl war übrigens der Gruß aus der Küche – ja, auch den gibt es hier. Auf einem kleinen Kracker kringelten sich dünne Karottenscheiben, die an Graved Lachs erinnerten. Die kleinen Gäste freuen sich über Currywurst mit Pommes & Co. auf der Karte.
Übrigens, der Vorteil an rein pflanzlicher Kost? Man rollt nach einem solchen 3-Gänge-Menü nicht schwanger nach Hause, weil keine Kohlebriketts im Magen liegen. 

Die alte Schule der Gastronomie

Meiner Neugier ist es geschuldet, dass ich extrem empfänglich für neue kulinarische Ideen & Konzepte bin. Aber der Besuch im Försters hat mir wieder gezeigt, wie schön es ist, einfach mal wieder Gast zu sein, ohne gleich in ein Fine Dining oder Sterne-Restaurant zu gehen. Die Jacke wurde mir abgenommen, denn es gab eine Garderobe anstatt einer sonst so häufigen alternativ präsentierten Stuhllehne. Der Service war unaufdringlich, aber zeitgleich immer präsent. Wahrscheinlich liegt das am Chef selbst, denn er ist eher mittleren Alters und weiß anscheinend noch, was alles zu guten Gastgeberqualitäten gehört. Dazu liefert das Ambiente die passende Portion Wohlfühlatmosphäre

Fazit zum Försters

Mir hat es richtig gut gefallen und ich bin mir sicher, dass ihr auch nach der Weihnachtszeit happy nach Hause gehen werdet. Das Försters eignet sich auch perfekt, um vermeintlich kritische Eltern an die veganen Kochkunst heranzuführen. ;) Noch steht das Team ganz am Anfang und eins, zwei Anfangsstolpersteine gibt es immer, die sind aber nicht der Rede wert. Also, ab hin da mit euch – ich freu mich schon jetzt auf den nächsten Besuch. 

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Modern, stilvoll mit einem Hauch Schwarzwaldstuben-Ambiente, für Gruppen geeignet
Preisniveau | Vorspeisen ab 5,90 EUR, Hauptspeisen ab 9,90 EUR
Besonderheiten | Vegane Hausmannskost, saisonale Speisen mit regionalen Zutaten

KONTAKT
Haltestelle | Tram Husemannstraße
Öffnungszeiten | So-Do: 15.00 – 23.00 Uhr, Fr-Sa: 15.00 – 2.00 Uhr
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Holy Everest – Remix der Aromen

Nepal ist ein eher unscheinbares Land: Viele Berge, Klöster, der Mount Everest – natürlich! – und ähm… ja. Eingeklemmt zwischen China und Indien verbinden die meisten wenig mit diesem Staat, dessen Fläche etwas größer als Griechenland ist. Dass dort eine demokratische Revolution gegen das herrschende Königshaus stattfand, 2008 eine Republik ausgerufen wurde und seit 2015 eine Frau die Regierungsgeschäfte führt, hat vielleicht kurz Aufmerksamkeit in der Tagesschau erregt, aber bekannt ist Nepal hauptsächlich für den höchsten Berg der Welt bekannt, den Sagarmatha, hierzulande auch als Everest bekannt. Und war da nicht was mit Yaks und dem Dalai Lama?

Ach nein, das war Tibet.

Kulinarisch trat Nepal bisher kaum in Erscheinung. Der einen oder dem anderen sind vielleicht die gefüllten Teigtaschen namens Momos ein Begriff. Die werden an einigen Stellen auch hier in Berlin angeboten. Mit Nepal verbinden sich also selten kulinarische Offenbarungen – bis man vielleicht einmal im Holy Everest in der Berliner Gleimstraße gelandet ist. Dort wird wird nepalesische Küche serviert, die einen unvorbereiteten Gaumen mit bisher kaum geschmeckten Aromen überraschen wird. Da kann man verstehen, dass der Gründer des Holy Everest, Lama Rajaesh, sich ein bisschen nach der Küche seiner Heimat gesehnt hat.

Der Weg zum Holy Everest

Lama Rajaesh hat in Nepal über zwanzig Jahre lang als Bergsteiger gearbeitet, bis er bei einer Bergtour seine jetzige Frau aus Deutschland kennen lernte. Er vermisste den sprichwörtlichen Geschmack seines Heimatlandes so sehr, dass er ab 2012 anfing, nepalesisches Streetfood in der Markthalle 9 anzubieten. Daraus entwickelte sich das Holy Everest, das es seit Mitte 2019 in der Gleimstraße gibt. Das besondere an der nepalesischen Küche, erzählt Lama Rajaesh, sei die stärkende Wirkung vieler Gerichte, beispielsweise des Nationalgerichts Dal Baht. Die Linsensuppe wäre richtiges “Bergsteigeressen”, manche andere der Angebote fallen ebenfalls darunter. Daneben gibt es auch die erwähnten Momos sowie eine ganze Reiher “nepalesischer Tapas”, wie es der Inhaber beschreibt.

Das Kochen hat Lama Rajaesh übrigens in Nepal gelernt, allerdings eher notgedrungen: Sein Expeditionskoch überfiel regelmäßig die Höhenkrankheit, weshalb seine Rolle dann Lama Rajaesh übernehmen musste. Die nepalesische Küche, erzählt der Gründer weiter, werde oftmals von der indischen überschattet – obwohl beide doch recht unterschiedlich seien. Hinzu käme ein seltsames Paradox: unter den Köchen in vielen der rund 481 indischen Restaurants in Berlin würden viele aus Nepal stammen, aber es gäbe zum Vergleich nur etwa neun nepalesische Restaurants in der Hauptstadt. Mit seinem Holy Everest will Lama Rajaesh die Besucher von der Qualität der nepalesischen Küche überzeugen.

Einmal quer durch die nepalesische Küche

Um das zu schaffen wurde eine Suppe mit einer Einlage aus mehreren Momos, gefüllt mit Wasserbüffelfleisch serviert. Außerdem gab es das Dhal Baht Takari: Das nepalesische Nationalgericht Dal Baht, eine kräftigende Linsensuppe, ergänzt um eine Portion Gemüsecurry. Zusätzlich kamen Kartoffelpfannkuchen auf den Tisch.

Lama Rajeashs Enttäuschung über das Fehlen original nepalesischer Küche lässt sich beim ersten Probieren des Dal Baht sofort nachvollziehen: Die Linsensuppe schmeckt zunächst wie ein indisches Dal, entfaltet aber ein ganz eigenes Aroma, das ein bisschen an Rauch erinnert. Auf Nachfrage erklärt der freundliche Kellner, dass dies am Szechuanpfeffer liegt, der in Nepal angebaut und verwendet wird. Das Dal Baht verführt weiter mit seiner Mischung aus bekannten und ungewöhnlichen Geschmäckern. Die Aromen harmonieren für einen Gaumen, der den Geschmack des Durchschnitts-Inders gewohnt ist, auf neue und interessante Weise.

Auch das Gemüsecurry überrascht auf den zweiten Blick: Was als gewöhnliches Curry daher kommt, überzeugt schließlich mit seinem feinen Geschmack, der nicht so überladen ist wie aus den deutschen Indien-Restaurants gewohnt. Beide Gerichte, das Dal Baht und das Curry, ergänzen sich gegenseitig sehr gut, genau wie die Beilagen. Das Papadam, der dünne, knusprige, an Knäckebrot erinnernde Teigfladen, welcher zum Dal Baht gereicht wird, unterstreicht das leichte Raucharoma noch mehr, wenn er in die Suppe getaucht wird. Der gedünstete Spinat zerfällt vor Zartheit fast auf der Zunge und bildet eine gute neutrale Beilage zu den warmen Gerichten. Schließlich überzeugt auch die Momo-Suppe: Die ist nämlich trotz der klein wirkenden Schale ziemlich mächtig. Das Wasserbüffelfleisch erinnert an Rindfleisch, verbindet sich aber in der Teigtasche mit der Suppe zu einem würzigen Erlebnis.

Fazit

Auf der Speisekarte finden sich großteils vegetarische, aber auch vegane Gerichte, sowie Angebote mit Fleisch, das von regionalen Betrieben bezogen wird. Die Preise entsprechend dem Anspruch, regionale und Bio-Produkte anzubieten, halten sich aber in einem erwartbaren Rahmen.

Insgesamt bieten die Gerichte im Holy Everest einen kleinen, aber aufschlussreichen Einblick in die nepalesische Küche. Die hebt sich durch ihr eher erdiges – oder geerdetes? – Aroma tatsächlich von den bekannten indischen Gerichten, die man in Deutschland bekommt, ab und lässt erahnen, dass Essen in Nepal neben Genuss auch immer etwas mit Stärkung zu tun hat. Das funktioniert auch: Statt des üblichen Food-Komas macht sich nach der Mahlzeit ein wohliges Gefühl im Bauch. Es bleibt der Eindruck, dass das Essen im Holy Everest nicht nur sehr gut schmeckt, sondern auch gut tut. Und das gibt es nicht so oft in Berlin.

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | locker
Preisniveau | Snacks ab 3,50 EUR, Speisen ab 6,50 EUR
Besonderheiten | Ausgefallene Aromen, die überraschen

KONTAKT
Haltestelle | S+U Schönhauser Allee
Öffnungszeiten | Mo: Geschlossen, Di-Do und So: 12:00 bis 23:00, Fr-Sa: 12:00 bis 00:00
Online | Website

No/Bananas

Seit Herbst 2018 findet man das No Bananas in der Pannierstraße in Kreuzberg. Besitzer und Gastgeber Nevzat bringt hier die Geschmäcker und diversen Einflüsse seiner Heimatstadt Istanbul auf den Tisch. Es gibt knapp 40 Sitzplätze auf zwei Räume verteilt und im Sommer kann man auch vor der Tür Platz nehmen. Die Räumlichkeiten sind in sehr dunklen Farben gehalten und die Einrichtung ist schlicht. Das wirkt nicht ungemütlich, aber ein, zwei hübsche Lampen könnten dem Ambiente sicherlich nicht schaden. 

Teilen macht Freude im No/Bananas

Zu Beginn wärmen wir uns mit einem heißen Salbeitee auf, bevor wir uns der übersichtlichen Karte zuwenden. Das Konzept lautet Teilen und man stellt sich, am besten mit mehreren Personen, eine eigene Mischung aus kalten und warmen Speisen zusammen. Die Speisen sind in drei (Preis)-Kategorien aufgeteilt und je mehr man bestellt desto günstiger kann es werden. In unserem Beispiel haben wir z.B. drei Speisen der ersten Kategorie bestellt, die einzeln 23 Euro gekostet hätten, und im Paket für 17 Euro ein super Deal sind. 

Wir nehmen direkt zwei Brotkörbe bitte!

Wir entscheiden uns für die Artischocken mit Burrata und Miso, die Aubergine & Zucchini mit Tahini-Joghurt, den Hummus mit geröstetem Paprika, Salicorne und die mit Ente gefüllten Blätterteigtaschen. Alle Speisen werden mit einem Brotkorb mit Pesto serviert, aber da es so viel zu dippen gibt, ist es eine gute Idee nochmal von dem leckeren Brot nachzuordern. Die Aubergine hätte für uns ein bisschen mehr Pepp haben dürfen, dafür kommt die Artischocke beim ersten Anlauf zu salzig daher. Ein Umstand den Nevzat natürlich sofort behebt und dann kann auch der cremige Burrata seinen ganzen Geschmack entfalten. Der Hummus bekommt durch die geröstete Paprika das gewisse Etwas und bei den Blätterteigtaschen überzeugt der Orange & Sweet Chili Dip, der anfangs wie eine Marmelade schmeckt, nur um dann im Abgang seine Schärfe zu zeigen. Die Füllung der Teigtaschen hätte für mich gern noch etwas Sauce haben dürfen, aber das ist Geschmackssache. Unser Highlight war eindeutig das Salicorne, ein Seegrass, das Nevzat vom Fisch Club aus den salzigen Gewässern vor Frankreich geliefert bekommt. Es wird mit Mandeln, leicht warm serviert. Sehr lecker

Weg vom Fleisch und hin zur pflanzlichen Küche

Auf Empfehlung probieren wir als Begleitung den Mezcal Sour (8,50) und den Whisky Sour (7,50). Diese werden im No Bananas mit Kichererbsensaft, und damit vegan, kredenzt. Sie schmecken beide ganz hervorragend. Allgemein hat die Karte im Moment bereits meist vegetarische Gerichte zu bieten. Weiterhin tendiert Nevzat dazu sie immer weiter pflanzenbasiert auszubauen. In der Küche wird viel experimentiert und die Karte saisonal angepasst. Eine Reservierung wird empfohlen und über Sonderveranstaltungen wie Pop-Ups mit Gastköchen kann man sich auf Facebook oder Instagram informieren. 

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Kühl aber nicht ungemütlich
Preisniveau | Tapas ab 5 EUR
Besonderheiten | Das Motto ist Teilen: es werden mehrere kleine Gerichte für einen Tisch bestellt und jeder bedient sich

KONTAKT
Haltestelle | U Hermannplatz
Öffnungszeiten | Mo-Do: 18:00 bis 00:00, Fr-Sa: 18:00 bis 02:00, So: 18:00 bis 23:00
Online | Website

Die 100 Gramm Bar

Eine Gehminute von der U-Bahn-Station Rosenthaler Platz, findet sich seit etwas mehr als einem Jahr die 100 Gramm Bar. Direkt neben und sogar verbunden mit dem beliebten Gorki Park Café und Restaurant, werden wir in der 100 Gramm Bar von Hip Hop Musik und einem gemütlichem Wohnzimmer Ambiente empfangen.

Russische Spezialitäten in Berliner Kiez-Flair

Hinter der Bar werden die ersten Drinks gemixt. Mühelos bekommen wir kurz nach 18 Uhr einen Tisch für zwei, in einer gemütlichen Ecke mit Blick auf die Bar und raus aus dem Fenster, welches das Treiben auf dem Weinbergsweg und den Außenbereichder Bar frei gibt. „Ab etwa 21 Uhr ist es hier ziemlich voll“, erklärt Geschäftsführer Claudius und erzählt weiter, dass ab 23 Uhr dann einige der Tische verräumt und der Platz vor dem Bartresen zum tanzen genutzt wird. Claudius hat russische und polnische Wurzeln und kümmert sich auch im Gorki Park um das Abendgeschäft. 

Nicht nur große Karten

Die DINA3 langen Karten des 100 Gramm halten eine große Auswahl an Softdrinks, Bier, Wein und Longdrinks bereit. Auch viele kalte und warme Vorspeisen, Hauptspeisen und sogar Desserts werden hier angeboten. Zusätzlich gibt es verschiedene Cocktails auf einer eigenen Seite. Die Mischungen mit ‚Infused Wodka‘, sind das Besondere am 100 Gramm-Sortiment, daher starten wir mit dem sehr leckeren „Good Bye Olga“, einem Drink aus Sanddorn-Wodka und einem „Non Negroni“, einer alkoholfreien Gin-/Wermuth Kreation. Dazu gibt es eine Karaffe Gurken-Wasser und gesalzenes Popcorn. „Weil Salzstangen langweilig sind“, meint Claudius und lacht. Wir finden’s toll und sind gespannt auf die russischen Tapas. 

Während wir musikalisch bei den Hits der 2000er gelandet sind, füllt sich die Location mit immer mehr Gästen, die an der Bar und um uns herum Platz nehmen. Bei Events passen etwa 200 Gäste in die Bar. Dann nutzen Claudius und seine Crew allerdings noch ihre zweite Bar, die sich im hinteren Teil der Räumlichkeiten verbirgt. Und auch auf der Toilette wurde schon Mal eine zusätzliche Bar aufgebaut. Typisch Berlin eben.  

Die Küche ist ebenfalls im Untergeschoss und wird mit dem Gorki Park geteilt. Angeboten werden Burger, diverse Steak-Gerichte, Bowls und Teigtaschen in verschiedenen Varianten nach russischem Rezept. Die gemischte russische Vorspeisenplatte ist für zwei Personen und besteht unter anderem aus eingelegten Zwiebeln und traditionellem Kartoffelsalat, Ei und Humus, sowie Rote-Beete- und Karottensalat, dazu Brot und Brioche. Klingt nicht wahnsinnig neu, schmeckt aber sehr besonders. Besonders gut. Inzwischen spielt die Playlist ein französisches Chanson und wir genießen dazu entspannt unsere Tapas. 

Geselligkeit in gemütlicher Atmosphäre

Der nächste Drink, den wir nehmen heißt „Jojo Smashed“ und ist ein Cocktail, der geschmacklich mit Minze verfeinert wurde. Eigentlich katastrophal, da ich Minz-Geruch nicht ausstehen kann, aber dann probiere ich doch und bin positiv überrascht. Der Drink schmeckt sehr hochwertig und ähnelt einem Daiquiri. Der tolle Service lässt keine Wünsche offen und Claudius erklärt uns noch einige Details zu den Drinks. Überhaupt ist die Location mit viel Liebe zum Detail dekoriert und Getränke sowie Speisen sind auf dieselbe Art und Weise zubereitet. Die Bar wird von großen, bunten Lampenschirmen in angenehmes, warmes Licht getaucht. Wir sitzen bequem auf den Sesseln und fühlen uns wohl im Stimmengewirr der anderen Besucher, die sich ausgelassen unterhalten. 

Die Stimmung ist gut, am Nachbartisch hat sich eine größere Gruppe von Mittvierzigern niedergelassen, die jetzt mit einer Runde Shots – vermutlich Wodka- fröhlich anstößt. Nastrovje! Wer übrigens ein Foto in der Location macht, postet und auf Instagram die 100 Gramm Bar markiert, bekommt einen Shot frei Haus. Die Stammgäste kommen vor allem aus der Nachbarschaft rund um den Rosenthaler Platz und auch die umliegenden Restaurantbesitzer sind gerne und oft im 100 Gramm auf ein Bier oder eben einen Wodka zu finden. 

Zum Abschluss probieren wir noch den zweiten alkoholfreien Drink auf der Karte, den „Non Basil Smashed“, einer geschmacklichen Mischung aus Gin, Zitrone verfeinert mit Basilikum. Ebenfalls ein toller Drink. Von den alkoholfreien Mischungen soll es bald mehr geben, verrät Claudius noch zum Schluss. Das Tolle ist, dass man hier geschmacklich auf nichts verzichten muss, da in dieser Hinsicht nichts fehlt. Trotzdem sind die Kreationen vollkommen ohne Alkohol zubereitet. Dann werden wir herzlich verabschiedet mit dem Versprechen auf jeden Fall wieder vorbeizukommen, um noch andere Drinks zu genießen. Denn mehr als zwei der Longdrinks oder Cocktails sind nur was für die richtig trinkfesten Gäste.

Fazit

Hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten. Egal ob Veggie oder alkoholfrei. Wer aber einfach auf gute Drinks und interessante Kreationen mit und ohne Wodka oder anderen Spirituose steht, sollte hier unbedingt mal vorbeischauen. Die Infused-Kreationen sind wirklich lecker und qualitativ sehr hochwertig – zu genießen in einer lockeren Atmosphäre.

GOOD TO KNOW
Atmosphäre | Wohnzimmer Ambiente, locker
Preisniveau | Hauptgerichte ab 12 EUR, Longdrinks und Cocktails ab 6,80 EUR
Besonderheiten | Infused-Wodka – Kreationen

KONTAKT
Haltestelle | U Rosenthaler Platz
Öffnungszeiten | Sa-Di: 18:00 bis 02:00, Mi: 18:00 bis 03:00, Do-Fr: 18:00 bis 04:00
Online | Website