Veganes Essen In Berlin

Es soll ja Leute geben, die extra von New York nach Berlin ziehen, um ihren veganen Lebensstil ohne Einschränkungen zu genießen. Das liegt aber weniger am fehlenden Angebot im Big Apple. Viel mehr sind es die Preise, die es erschweren konsequent rein pflanzlich zu essen. Sich vegan in Berlin zu ernähren oder gar sein ganzes Leben danach auszurichten, ist hingegen beinahe ein Kinderspiel. Restaurants, Cafés, Imbisse, Supermärkte, Events und Bekleidungsgeschäfte – Berlin ist nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch die Hochburg der Veganer. Nirgend sonst in Deutschland gibt es ein so reichhaltiges veganes Angebot wie in Berlin.

Die vegane Gastronomie-Szene in Berlin

Während es 2013 gerade mal 75 vegane Gastronomiebetriebe in Deutschland in großen und mittelgroßen Städten gab, waren es 2016 bereits 161 (Quelle Statista). Der Anstieg um 215% von 2013 bis 2016 zeigt, das hierzulande auch in anderen größeren Städten vegane Speisen immer mehr Einzug erhalten. Dennoch bleibt das vegane Berlin das Epizentrum für Freunde pflanzlicher Kost. Die vegane Restaurantszene unterscheidet sich grundlegend jedoch stark in ihrem Angebot. Auf der einen Seite gibt es die gesunden (Healthy Food) Angebote. Hier spielen Superfoods, Antioxidantien, gesunde Fette, sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamine & Mineralien die bestimmende Rolle. Ebenso legen die meisten Gastronomen wert auf saisonale, regionale Zutaten, eine schonende Behandlung , sowie den Verzicht von Zusatzstoffen, industrieller Verarbeitung und raffinierten Zucker.

Dem gegenüber stehen vegane Fast Food Angebote mit Burgern, Pizza, Döner und Sandwiches. In dem Fall ist die oberste Prämisse, dem Original so nah wie möglich zu entsprechen. Der Einsatz von Zusatzstoffen, Aromen, Ersatzprodukten & Co. wird gebilligt, so lange das vegane Fast Food beim Konsumenten irgendwie die Erinnerung an das Original hervorruft. Eine weitere Unterscheidung liegt darin, ob eine Location komplett, also 100% vegan ist oder sich nur ein paar vegane Optionen auf der Speisekarte wiederfinden. Es gibt Veganer, die letzteres nicht aufsuchen würden, um alles nicht-vegane nicht zu unterstützen. Dennoch haben sich viele Gastronomen aufgrund der Nachfrage und/ oder der Überzeugung dazu hinreißen lassen.

Gleiches gilt im Hinblick auf Bio-Produkte. In vielen Köpfen ist vegan gleich biologisch, aber das ist eher selten der Fall. Den gleichen Denkfehler legen viele an den Tag und setzen vegan mit gesund gleich. So wie viele vegane Gastronomiebetriebe konventionelle Zutaten verwenden, gibt es auch eine Fülle an veganen Speisen, die nicht unbedingt als gesundheitsfördernd gelten im Hinblick auf den Fett-, Zucker- und Salzanteil.

Vegane Restaurants

Die Anzahl an rein veganen Restaurants steigt stetig. Zwar hat sich noch kein veganes Sterne Restaurant in Berlin angesiedelt, aber die gehobene Gastronomie wird bedient. Ein mehrgängiges veganes Menü, um einen besonderen Anlass zu feiern, ist kein Problem. Dabei steht hier die Verarbeitung pflanzlicher Lebensmittel im Vordergrund, Ersatzprodukte werden hingegen gemieden. Wer tierische Produkte von seinem Speiseplan gestrichen hat, wird sich früher oder später in den veganen Bowls- und Deli-Läden wieder finden. Sie sind sozusagen die „Italiener um die Ecke“ der Veganer. Klares Erkennungszeichen auf der Speisekarte sind Bowls in süßen und herzhaften Varianten, Stullen aka. belegte Brote, Salate, Suppen und natürlich Smoothies und Juices. In letzter Zeit sprießen die asiatisch-veganen Restaurants nur so aus dem Boden. Der Grund ist naheliegend, herrscht in Asien eine Laktoseinteloranz zwischen 80% in Zentralasien und 98% in südostasiatischen Ländern. Der Gebrauch von Tofu und fermentierten Sojabohnen wie Tempeh gehört hingegen zum Alltag. Roh und vegan – für alle Fleischfanatiker scheint diese Form wahrscheinlich die Krönung von allem zu sein. Nicht nur, dass es sich um eine rein pflanzliche Ernährung handelt – nein, die Produkte dürfen im Sinne der Raw Food Bewegung auch nicht über 42°C erhitzt werden. Und weil vegan nicht unbedingt auch gesund sein muss, werden alle Fast Food Anhänger mittels veganer Burger, Pizzen und Döner glücklich gemacht. Hier liegt der Unterschied vor allem in der Einstellung der Gastronomen. Während einige lediglich der Nachfrage nachkommen, lieblos „irgendwas mit Tofu“ auf die Karte schreiben, sind die anderen mit Herz und Leidenschaft dabei. Den Unterschied merkt ihr sofort am Geschmack!

Vegane Cafés

Vegane Cafés sind eigentlich der Urschleim veganer Gastro-Locations. Als vegan noch in der Ecke der Jesus-Latschen-tragenden Gesellschaft zu verorten war, entstanden die ersten veganen Cafés in Berlin. Häufig etwas unscheinbar und als Treffpunkt für die damalige Randgruppe. Mittlerweile ist das Angebot reichhaltig: Waffeln, Donuts, Kuchen, Pancakes und Bäckereiprodukte – alles vegan, alles ohne Butter, Eier oder Milch. Und das ist einfacher als gedacht, gerade bei Teigspeisen. Denn ein Ei kann super durch eine vollreife Banane oder Apfelmus ersetzt werden. Es gibt auch Ei-Ersatzpulver, aber im Prinzip bedarf es dem nicht. Selbst veganes Eis ist in Berlin auf einem hohen Qualitäts- und Geschmacksniveau – und ich meine nicht Sorbets. Die ersten kalten Süßspeisen entstanden auf Basis von Sojamilch, mittlerweile gibt es auch einige Eisdielen, die ihre cremigen Sorten mit Hafer- und Mandelmilch produzieren. So oder so stehen sie dem Milcheis in nichts nach!

Vegane Produkte & Bekleidung

Eine vegane Ernährung bedeutet nicht, komplett vegan zu leben. De facto gibt es viele, die sich vegan ernähren, aber dennoch in Lederstiefeln durch Berlin spazieren. Eine Meinung darüber, ob das nun gut, neutral oder schlecht sei, möge sich jeder selbst machen. Das vegane Berlin ermöglicht es aber, sich stylisch anzuziehen und Klamotten zu tragen, die man nicht in die Hippi-Öko-Schiene rücken muss. Auch die „Jesus-Latschen“ von damals sind heute salonfähig geworden – das vegane Schuhangebot beeindruckt positiv. Nicht weniger vielfältig sind vegane Kosmetik- und Haushaltsprodukte. Selbst Tiernahrung kann vegan bezogen werden

Vegane Stores

Häufig haben vegane Berliner Labels und Unternehmen, die Produkte aus den Kategorien Kosmetik, Drogerie und Tiernahrung anbieten, keinen eigenen Laden. Bekleidungs- und Schuhgeschäfte sind da schon eher zu finden. Der vegane Supermarkt Veganz war Vorreiter in der Branche und hat sowohl regionale als auch internationale Produkte in seinen Regalen (nicht alle sind bio!). Wer auf Nummer Sicher in Sachen Bio gehen will, darf sich über das immer größer werdende vegane Angebot in den Bio-Supermärkten freuen. Aber selbst konventionelle Supermärkte und sogar Discounter erweitern ihr Sortiment sukzessiv.

Vegane Events und Messen

Zwar findet die Messe Veganfach, die sich selbst als größte und internationalste Messe seiner Zunft bezeichnet, in Köln statt, aber auch in der Hauptstadt gibt es einige vegane Veranstaltungen. Wobei es in Berlin weniger richtige Messen sind, sondern eher (Street Food) Märkte, MeetUps, Stammtische, Panel-Diskussion, Themenabende und Workshops.