Etwa zehn Gehminuten vom U-Bahnhof Seestraße entfernt, liegt das Anti-Kriegs-Museum in der Brüsselerstraße im Wedding. Relativ unscheinbar versteckt sich hinter einer stinknormalen Ladenfront ein ganzer Berg an Geschichte. Das 1982 eröffnete Museum ist das Erbe des Schriftstellers Ernst Friedrich, welcher 1925, ebenfalls in Berlin, schon einmal ein Anti-Kriegs-Museum führte. Bis zu seiner Zerstörung durch die Nazis 1933 diente es als Treffpunkt für friedenspolitische Aktivisten dieser Zeit.
15 Jahre nach Ernts Tod weihte sein Enkel, Tommy Spree, die Räumlichkeiten in der Brüsselerstraße ein, in welchen das Museum seither, durch Ehrenamt und Spendengelder, täglich von 16:00 Uhr bis 20:00 Uhr geöffnet ist. Wer beim Wort „Museum“ an ein pompöses, jahrhundertealtes Gebäude denkt, liegt, zumindest im Falle des Anti-Kriegs-Museums falsch. Dieses findet nämlich Platz auf zwei Zimmern in Gewerberäumen eines Altbaus. Zudem schließt an die Ausstellung noch die „Peace Gallery“ an; eine Kunstgalerie mit wechselnden Exhibitionen. Zu den ausgestellten Stücken des Museums gehören Relikte aus beiden Weltkriegen: alte Schusswaffen, durchlöcherte Helme, verrostete Messer. Desweiteren gibt es Informationen zu aktuellen Krisengebieten und Konfliktregionen.
Relikte aus beiden Weltkriegen im Anti-Kriegs-Museum
Das Herzstück des Museums befindet sich allerdings im Keller: Dort wurde in einem Raum ein „Luftschutzkeller“ wie es sie im zweiten Weltkrieg überall in Berlin gab, eingerichtet. Viele der dort ausgestellten Dinge sind Kellerfunde, gespendet von Berliner Bürger*Innen. Zum Beispiel ein Erste-Hilfe-Kasten, dessen Inhalt komplett unberührt seinen Weg in die Brüsselerstraße fand. Das, in unseren Augen, große Highlight der Ausstellung ist allerdings etwas anderes: Die Tür eines ehemaligen Luftschutzkellers, auf welcher die Schutzsuchenden mit Bleistift jeden Bombenangriff mit Datum und Uhrzeit chronologisch fest hielten. Dazu kommen aus einem CD-Player die Geräusche von in der Ferne detonierenden Bomben. Das Anti-Kriegs-Museum bietet Geschichte zum Anfassen. Anstatt einzelner, spektakulär in Szene gesetzter Ausstellungsstücke, liegen hier die Exponate dicht gedrängt. Der begrenzte Raum wird optimal genutzt. Doch zum unverwechselbaren Charme des Anti – Kriegs – Museums trägt nicht nur dessen Location und Aufbau bei: Sämtliche Medien, vom Flyer bis hin zur Powerpointpräsentation über die Geschichte und Entstehung des Museums, sind, von den ehrenamtlichen Betreuern der Ausstellung selbst verfasst.
So fließt in die Kuratierung der Ausstellung eine sehr persönliche Note, welche dem Besucher eine gewisse Nähe gewährt. Generell herrscht im Anti – Kriegs – Museum eine familiäre Atmosphäre. Führungen gibt es, sowohl in Deutsch als auch in Englisch, auch schon für kleinere Gruppen oder Einzelpersonen und dauern ca. 20 Minuten. Wer beim Verlassen des Museums ein Buch des ursprünglichen Gründers erwerben oder ein paar Euros in die Spendendose werfen möchte, kann dies am Empfang tun.
Für alle, die die Museumsinsel bereits abgegrast haben oder auf der Suche sind nach alternativen, kleineren Kulturprojekten, ist das Museum eine gute Anlaufstelle um deutsche Geschichte, pazifistisch aufbereitet und bewertet, neu zu erleben.
GOOD TO KNOW
Preisniveau l kostenlos auf Spendenbasis
Besonderheiten l Geschichte zum Erleben, geführt von Freiwilligen
Aktualisiert am von Berlin Ick Liebe Dir