Als Vegetarier habe ich schon ein paar Erfahrungen mit „Fleischersatz“-Produkten gemacht – auch dank der boomenden vegetarischen Industrie. Nur: So richtig überzeugen können nur wenige Produkte. Oft sind Geschmack oder Textur alles andere als „Ersatz“.
Deshalb bin ich erstmal ziemlich skeptisch, als ich vom vegetarischen Metzger höre. Dort soll es Produkte geben, die den „echten“ Fleischgerichten verblüffend nahe kommen. Ich habe zwar seit drei Jahren kein Fleisch mehr gegessen, aber davor ziemlich viel – ich glaube daher, die Behauptung des „Metzgers“ überprüfen zu können. Also ab nach Kreuzberg, in den Bergmannkiez!
Der vegetarische Metzger spielt mit der Einrichtung einer ursprünglichen Fleischerei
Dort entlockt mir die Einrichtung ein Grinsen: Dominiert wird der vegetarische Metzger von einer Verkaufstheke mit Waage sowie der aus Fleischereien gewohnten Fliesenästhetik. Mühe haben sich die drei Gründer Martin, Florian und David immerhin gegeben. Nur die wenigen Tische und Sitzgelegenheiten trüben das Bild – es ist eher weniger gemütlich. Dafür gehen die Preise auf den ersten Blick in Ordnung.
Mit Metzgerschürze ausgerüstet steht Florian hinter der Theke, während Martin mir Rede und Antwort steht. Aber vorher bin ich gespannt, ob diesmal das Versprechen des Fleischersatzes wirklich gehalten werden kann.
Ich darf die “Fleisch”bällchen, die Currywurst, die “Thunfisch”creme, einen Burger und schließlich das “Hähnchen”geschnetzelte probieren – alles natürlich ohne Fleisch oder Fisch. Alles schmeckt gewohnt gut, die Bällchen sind einer niederländischen Frikandel nachgebildet, die Currywurst ist – nun ja – Currywurst, der Burger schmeckt ordentlich knackig.
Während ich kaue, klären mich Martin und Florian über die Entstehung des vegetarischen Metzgers auf: Vor gut zehn Jahren beschloss der Bio-Bauer Jaap Korteweg aus den Niederlanden, die Viehzucht aufzugeben und Vegetarier zu werden. Er wollte aber nicht auf den Fleischgeschmack verzichten und scharrte ein Team aus Designern und Köchen um sich, mit denen er die Ersatzprodukte des vegetarischen Metzgers schuf.
Die „Thunfisch“-Creme überrascht mich, denn sie schmeckt wirklich nach Fisch und ist das erste Produkt, das mich wirklich überzeugt. Ich kann mir das ganze gut auf einem krossen Baguette vorstellen. Währenddessen erläutert mir Martin das weitere Angebot: Rindfleisch- und Speckstreifen, verschiedene Würstchen (mal mit Blätterteig, mal ohne), Frühlingsrollen sowie unterschiedliche Burgerpattys.
Neben den Produkte für Zuhause, gibt es auch einen Imbissbetrieb
Außerdem gibt es im Imbissbetrieb Snacks, wie Wraps, Suppen oder eine vegetarische Schawarma – das Lieblingsgericht von Martin. Der erzählt mir auch, dass geplant ist, das Angebot im Laden zu erweitern, um veganen Käse, frisches „Hackfleisch“, das man selber Formen kann, mehrere Sorten vegetarischer und veganer Wurst sowie veganem Schmand. Schon jetzt gibt es neben dem Grundstock an Fleischersatzprodukten auch vegane Weine, Schokolade sowie die österreichische Brause Chabeso zu kaufen – da die aber auf Milchsäure basiert, ist sie „nur“ für Vegetarier geeignet. Von den „Metzger“waren sind dafür elf vegan, die restlichen neun enthalten teilweise Ei oder Milch.
Schließlich probiere ich das „Hähnchen“geschnetzelte. Das, worauf ich da beiße, lässt fast ein schlechtes Gewissen in mir hochkommen: Ist das wirklich kein Fleisch? Denn sowohl die leicht knusprige Kruste, als auch das saftige Innere des Sojastückes schmeckt ziemlich genau nach der süß-säuerlichen Note von Geflügelfleisch. Jetzt bin ich überzeugt: Das ist ein echt würdiger Fleischersatz.
Martin und Florian grinsen, sie kennen diese Reaktion wahrscheinlich schon. Aber ich bin wirklich überrascht, wie ähnlich zum Original die Sojastücke schmecken. Natürlich, es ist nicht zu einhundert Prozent wie Hähnchenfleisch, aber bestimmt zu fünfundneunzig. Tatsächlich sind Thunfischcreme und „Hähnchen“geschnetzeltes die Aushängeschilder des vegetarischen Metzgers und rufen bei den allermeisten, die sie probieren, eine ähnliche Reaktion wie meine hervor.
Das erklärte Ziel: Leute überraschen ;)
Martin sagt mir, dass es den drei Gründern genau darum geht: Die Leute zu überraschen, ihnen zu zeigen, dass es man sich gesund und vor allem lecker ernähren kann, ohne Lebewesen Leid zuzufügen. Ein hehres Ziel und bei dem, was der vegetarische Metzger auftischt, kann man glauben, dass sie es auch schaffen werden.
Adresse und Öffnungszeiten von Der vegetarische Metzger:
Der vegetarische Metzger
Bergmannstraße 1
10961 Berlin
Mo-Do: 12.00-22.30 Uhr
Fr-Sa: 12.00-23.00 Uhr
So: 13.00-22.30 Uhr